Während im Westen über CO₂-Fußabdrücke diskutiert wird, droht die iranische Hauptstadt schlichtweg zu kollabieren. Der Luftqualitätsindex steht bei 160 – das ist nicht mehr „ungesund“, das ist toxisch. Für ältere Menschen kann ein Spaziergang inzwischen lebensgefährlich sein. Willkommen in einer Metropole, die buchstäblich den Atem verliert.
Gestern schlug die Umweltbehörde Alarm. Heute tagt das Gesundheitsministerium in Krisenmodus. Morgen? Vielleicht bleiben schon Banken und Behörden geschlossen, weil die Luft nicht mehr zumutbar ist. Für Schulen ist das längst Alltag.
Ein Verkehrsinfarkt mit Todesfolge
Teheran ist das Opfer seiner eigenen Mobilitätsmisere: Millionen Autos verstopfen täglich die Straßen, während ein halbherzig ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz die Bevölkerung zum Griff nach dem Autoschlüssel zwingt. Das Benzin ist billig, die Luft teuer bezahlt – mit Gesundheit, Lebensqualität und jährlich über 58.000 vorzeitigen Todesfällen, verursacht durch Smog und Schadstoffe.
Doch es kommt noch schlimmer: Wenn die Temperaturen steigen oder fallen, steigen auch die Emissionen – dank uralter Heizsysteme, Klimaanlagen auf Volllast und dem „genialen“ Trick, Schweröl in Kraftwerken zu verbrennen. Wer braucht schon saubere Energie, wenn man die Bevölkerung auch direkt einnebeln kann?
Von der Smog- zur Dürrehauptstadt?
Als wäre die Luft nicht genug, steht Teheran auch das Wasser bis zum Hals – oder eher: nicht mehr bis zum Hals. Die anhaltende Dürre zwingt die Regierung zur Rationierung. Präsident Massud Peseschkian hat nun das Undenkbare ausgesprochen: Wenn es bis Ende November nicht regnet, wird die Hauptstadt evakuiert.
Eine Megastadt mit fast 19 Millionen Menschen einfach „umziehen“? Das klingt nicht nach Krisenmanagement, sondern nach dem dystopischen Plot einer Netflix-Serie. Nur dass hier kein Drehbuchautor das Ende schreibt, sondern ein seit Jahrzehnten verfehlter Umweltkurs.
Die bittere Wahrheit: Politik des Wegschauens
Dass die Bevölkerung zunehmend wütend ist, überrascht niemanden – wenn sogar das Atmen gefährlich wird, hilft auch keine politische Durchhalteparole mehr. Was Teheran erlebt, ist keine Naturkatastrophe. Es ist ein hausgemachter Kollaps, genährt von billigem Sprit, schwerem Öl und jahrzehntelangem Desinteresse an nachhaltiger Stadtentwicklung.
Fazit: Kein Wetterproblem – ein Systemproblem
Teheran stirbt nicht an zu wenig Regen oder zu viel Sonne. Teheran erstickt an politischer Inkompetenz, infrastruktureller Rückständigkeit und dem jahrzehntelangen Irrglauben, Umweltverschmutzung sei ein Luxusproblem.
Und während die Luft dicker wird und das Wasser versiegt, bleibt nur eine Frage offen: Wann kapieren wir endlich, dass auch große Städte sterben können?
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