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Supreme Court verhandelt „Reverse Discrimination“-Fall: Benachteiligt wegen Heterosexualität?

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Der Oberste Gerichtshof der USA befasst sich mit einem brisanten Fall von angeblicher umgekehrter Diskriminierung (Reverse Discrimination), der möglicherweise weitreichende Folgen für zukünftige Diskriminierungsklagen haben könnte.

Im Mittelpunkt des Falls Ames v. Ohio Department of Youth Services steht Marlean Ames, eine heterosexuelle Frau, die behauptet, bei Beförderungen zugunsten homosexueller Kollegen übergangen worden zu sein. Die Kernfrage: Müssen Mehrheitsgruppen, also beispielsweise Weiße oder Heterosexuelle, höhere Hürden überwinden, um eine Diskriminierungsklage einzureichen?

Der Fall: Zwei verlorene Beförderungen an homosexuelle Kollegen

Ames arbeitete seit 2004 im Ohio Department of Youth Services und bewarb sich 2019 auf eine höhere Position. Diese wurde jedoch an eine lesbische Frau vergeben, die – im Gegensatz zu Ames – keinen Hochschulabschluss hatte und sich ursprünglich nicht einmal für die Stelle beworben hatte.

Kurz darauf wurde Ames von ihrem Posten als Programmadministratorin degradiert, wobei ihr Job an einen homosexuellen Mann vergeben wurde.

Die Behörde begründete die Entscheidungen mit mangelnden Führungsqualitäten und einer unzureichenden proaktiven Herangehensweise an neue Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt in Jugendgefängnissen. Ames sieht darin jedoch eine Diskriminierung aufgrund ihrer Heterosexualität und klagte unter Berufung auf Title VII des Civil Rights Act.

Warum wurde ihre Klage abgewiesen?

Sowohl das Bezirksgericht als auch das Berufungsgericht lehnten ihre Klage ab – mit einer umstrittenen Begründung:

  • Ames konnte nicht beweisen, dass ihre Behörde „ein ungewöhnlicher Arbeitgeber“ sei, der gegen Mehrheitsgruppen diskriminiere.
  • Sie hätte entweder statistische Beweise für eine systematische Benachteiligung von Heterosexuellen vorlegen oder zeigen müssen, dass die Entscheidungsträger selbst homosexuell waren.

Diese „Hintergrundumstände“-Anforderung wurde bereits 1981 von einem Berufungsgericht in Washington, D.C., festgelegt, aber nicht von allen Gerichten übernommen.

Entscheidung des Supreme Court: Wird „Diskriminierung ist Diskriminierung“ zum neuen Maßstab?

Der Oberste Gerichtshof soll nun klären, ob für Diskriminierungsklagen von Mehrheitsgruppen eine zusätzliche Hürde bestehen darf.

Angesichts der jüngsten konservativen Mehrheitsentscheidungen im Supreme Court könnte das Urteil zugunsten von Ames ausfallen. Bereits 2023 hatte das Gericht die Affirmative Action bei College-Zulassungen gekippt. Damals schrieb Chief Justice John Roberts:

„Die Beseitigung von Rassendiskriminierung bedeutet, sie vollständig zu beseitigen.“

Auch die liberalen Richter könnten argumentieren, dass das Bürgerrechtsgesetz keine unterschiedlichen Maßstäbe für Mehrheiten und Minderheiten festlegt.

Welche Folgen hätte ein Sieg für Ames?

Falls das Gericht Ames’ Argumentation folgt, bedeutet das nicht automatisch, dass sie ihre Klage gewinnt.

  • Das Verfahren würde lediglich zurück an die unteren Instanzen verwiesen, wo geprüft werden müsste, ob Ames genügend Beweise gegen die Erklärungen der Behörde vorlegen kann.
  • Selbst wenn ihr das gelingt, müsste sie in einem Gerichtsprozess eine Jury überzeugen.

Unabhängig vom Ausgang könnte das Urteil jedoch weitreichende Auswirkungen auf zukünftige Diskriminierungsfälle haben – insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Debatte über Diversity-, Equity- und Inclusion-Programme (DEI), die Präsident Donald Trump als diskriminierend gegen Weiße und Konservative angreift.

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