Der Oberste Gerichtshof der USA (Supreme Court) erwägt, ein Verfahren erneut aufzugreifen, das die gleichgeschlechtliche Ehe in den Vereinigten Staaten betrifft. Im Mittelpunkt steht die frühere Standesbeamtin Kim Davis aus Kentucky, die 2015 Schlagzeilen machte, als sie einem homosexuellen Paar die Ausstellung einer Heiratslizenz verweigerte – trotz des damaligen Urteils Obergefell v. Hodges, mit dem der Supreme Court die Ehe für alle bundesweit legalisierte.
Davis wurde später verurteilt, dem betroffenen Paar 100.000 US-Dollar Schadenersatz zu zahlen. Sie argumentiert nun, ihr Handeln sei durch ihre religiösen Überzeugungen gedeckt gewesen und fordert vom Supreme Court eine Neubewertung des Grundsatzurteils. Die Richter berieten am 7. November hinter verschlossenen Türen; eine Entscheidung über die Annahme des Falls könnte bereits in Kürze bekanntgegeben werden.
Konservative Kreise hoffen auf eine Revision des Urteils, nachdem der Supreme Court 2022 das Grundsatzurteil Roe v. Wade zur Abtreibung gekippt hatte. Beobachter befürchten, dass die konservative Mehrheit auch bei der gleichgeschlechtlichen Ehe eine Kehrtwende einleiten könnte.
Richter Samuel Alito, der bereits die Aufhebung von Roe v. Wade verantwortete, hatte zwar das damalige Ehe-für-alle-Urteil kritisiert, erklärte jedoch zuletzt, er sehe derzeit keinen Anlass, es aufzuheben. Dennoch beobachtet die LGBTQ+-Gemeinschaft die Entwicklung mit Sorge.
Viele gleichgeschlechtliche Paare fürchten, dass ihre Rechte erneut in Frage gestellt werden könnten. Die 2024 verheiratete Emillie Friedman sagte gegenüber USA TODAY, sie hoffe, dass ihre Ehe mit ihrer Frau Brooke auch rechtlich unangetastet bleibe: „Wir sind verheiratet – im Gesetz und im Herzen.“
Selbst im Falle einer Aufhebung des früheren Urteils bliebe die gleichgeschlechtliche Ehe auf Bundesebene vorerst geschützt: Präsident Joe Biden hatte 2022 den Respect for Marriage Act unterzeichnet, der sowohl gleichgeschlechtliche als auch interrassische Ehen bundesrechtlich absichert.
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