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Sudan: Goldrausch, Drohnen und ein bisschen Völkermord – der neue geopolitische Volkssport

jorono (CC0), Pixabay
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Im Sudan wird seit über einem Jahr eifrig geballert, geblutet und geplündert – natürlich alles im Namen von Freiheit, Stabilität und strategischem Einfluss. Zwei Männer, die einst Brüder im Putsch waren, liefern sich nun ein brüderlich erbittertes Gefecht um Macht, Gold und internationale Gunst: Armeechef Burhan gegen Milizenführer Hemeti – auch bekannt als Selfmade-Warlord mit Familiengoldminen-Flair.

Der neueste Clou: Die RSF hat sich die Stadt al-Faschir geschnappt. Man sprach sogar kurz über Waffenstillstand – aber nur, um ihn dann gleich wieder mit Drohnenangriffen aus Khartum zu dekorieren. Friedensverhandlungen sudanesischer Art: ein bisschen reden, viel mehr schießen.

Außenpolitik mit Goldglanz

Wer glaubt, das sei ein rein innerstaatlicher Konflikt, unterschätzt die Begeisterung, mit der sich die halbe Welt auf den Sudan stürzt – vor allem, wenn es nach Gold glänzt oder man das Rote Meer marinestützpunktlich erschließen möchte. Die Vereinigten Arabischen Emirate etwa beliefern laut UNO-Bericht munter Hemetis Miliz mit Waffen – bezahlt wird in feinster Schmuggelware aus sudanesischem Boden. Gold, versteht sich.

Auch Russland wollte ein Stück vom Goldkuchen und schickte die Wagner-Truppe – immerhin bekam man dafür Protest-Niederschlagung und 13 Tonnen Schlagstöcke. Die Nachfolgetruppe „Afrikakorps“ mischt ebenfalls mit – bei wem, hängt vom Angebot ab. Motto: Hauptsache Hafen!

Jeder hat seinen Lieblingswarlord

Ägypten steht Burhan bei – der Mann am Nil will vor allem verhindern, dass sich im Süden Demokratie oder gar Wahlen breitmachen. Das färbt sonst vielleicht ab. Iran hat Burhan ebenfalls ins Herz geschlossen, denn der Feind meines Emirats ist mein Freund. Und die Türkei? Liefert möglicherweise Drohnen, dementiert aber fleißig – in bester „Wir sind neutral, aber mit Interessen“-Manier.

Und mittendrin: die sudanesische Bevölkerung. Verbrannt, vertrieben, vergessen. 100.000 Tote? Ein bedauerlicher Kollateralschaden im globalen Strategiespiel.

Oder wie Politologe Chalil al-Anani es so nüchtern sagt: „Es gibt keinen neutralen Akteur im Sudan.“ Korrekt. Nur viele Spieler mit Blut an den Händen und Goldstaub auf den Stiefeln.

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