Die Diskussion um eine mögliche Abschaffung des Pflegegrads 1 sorgt für große Unruhe. Besonders jene Menschen, die nur einen geringen, aber dennoch spürbaren Unterstützungsbedarf haben, wären direkt betroffen. Viele von ihnen greifen derzeit auf Leistungen zurück, die helfen, den Alltag ein Stück leichter zu bewältigen – etwa für kleine Hilfen im Haushalt, für eine stundenweise Betreuung oder für notwendige Pflegehilfsmittel.
Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Christos Pantazis, machte deutlich, dass die Sozialdemokraten Pläne für einen Wegfall dieser Unterstützung entschieden ablehnen: „Wir verwahren uns klar gegen Leistungskürzungen in der Pflegeversicherung.“ Wer auf Pflegegrad 1 angewiesen sei, dürfe nicht in die Lücke fallen, betont Pantazis.
860.000 Menschen auf niedrigstem Pflegegrad
Ende 2024 waren bundesweit rund 860.000 Menschen im Pflegegrad 1 eingestuft. Er markiert die niedrigste von fünf Stufen im Pflegesystem und wird dann vergeben, wenn zwar noch keine umfassende Pflegebedürftigkeit besteht, der Alltag aber ohne Hilfe zunehmend schwierig wird. Betroffene sind oft ältere Menschen, die sich nicht mehr sicher allein bewegen können, die Begleitung bei Arztbesuchen benötigen oder für die Haushaltstätigkeiten zur Hürde werden.
Für Angehörige bedeutet der Pflegegrad 1 häufig eine erste Entlastung – kleine Hilfen, die verhindern können, dass Betroffene zu früh in höhere Pflegestufen oder gar Heime rutschen. Patientenschützer und Sozialverbände warnen deshalb, dass ein Wegfall dieser Stufe nicht nur die Betroffenen, sondern auch Familien unter zusätzlichen Druck setzen würde.
Suche nach Finanzierungslösungen
Anlass der Diskussion ist die Arbeit einer Bund-Länder-Gruppe, die nach Wegen sucht, die Pflegeversicherung langfristig finanziell zu stabilisieren. Nach Informationen der Bild-Zeitung wird in diesem Zusammenhang auch die Abschaffung des Pflegegrads 1 erwogen. Während Ökonomen auf mögliche Einsparungen verweisen, fürchten Sozialverbände einen „falschen Schritt auf dem Rücken der Schwächsten“.
Grüne und Verbände gegen Kürzungen
Auch die Grünen stellen sich klar gegen eine Streichung. Sie verweisen darauf, dass gerade die Leistungen für Pflegegrad 1 eine präventive Funktion haben: Sie unterstützen Menschen frühzeitig, sodass schwerere Pflegefälle hinausgezögert oder vermieden werden können.
Für viele Betroffene bleibt vorerst die Unsicherheit. Sie wissen nicht, ob ihnen künftig die kleine, aber entscheidende Unterstützung genommen wird, die derzeit ihren Alltag erträglicher macht.
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