Der CDU-Gesundheitspolitiker und Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck hat seine umstrittenen Aussagen zur medizinischen Behandlung hochbetagter Menschen präzisiert und erneut einen grundsätzlichen Richtungswechsel gefordert. Im Gespräch mit der Rheinischen Post betonte Streeck, es gehe ihm nicht – wie teils unterstellt – um Sparmaßnahmen, sondern um eine menschlichere, individuellere Begleitung am Lebensende.
Zu oft greife in der Medizin der reflexhafte Gedanke, jede mögliche Lebensverlängerung sei automatisch das oberste Ziel. „Nicht alles, was medizinisch möglich ist, ist auch menschlich vertretbar“, so Streeck. Es brauche mehr Mut zu ehrlicher Aufklärung, intensiverem Austausch mit Betroffenen und Angehörigen sowie Entscheidungen, die die Lebensqualität stärker berücksichtigen als technische Machbarkeit.
Streeck warnte vor Fehlanreizen im Gesundheitswesen, die zu Überversorgung führten – etwa durch das routinemäßige Verabreichen extrem teurer Medikamente in Situationen, in denen sie für die Patienten kaum einen Zugewinn an Lebenszeit oder Lebensqualität bedeuteten. Bereits zuvor hatte er angeregt, die Abgabe solcher Hochpreistherapien an Hochbetagte zumindest kritisch zu hinterfragen. Seine Aussagen hatten für teils heftige politische Reaktionen gesorgt.
Das Bundesgesundheitsministerium distanzierte sich umgehend: Die Position Streecks entspreche nicht der Haltung der Bundesregierung. Medizinische Entscheidungen müssten sich weiterhin ohne pauschale Altersgrenzen an Leitlinien, individueller Indikation und dem Willen der Patienten orientieren.
Die Debatte berührt einen seit Langem sensiblen Punkt der Gesundheitspolitik: Wie lassen sich Würde, Selbstbestimmung und gute Versorgung am Lebensende sichern – und gleichzeitig Fehlanreize im System abbauen? Streecks Vorstoß dürfte diese Diskussion weiter anheizen.
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