Ein Gasthof, der 1567 als Bergmannstaverne begann, ist heute eines der beeindruckendsten Rückzugsorte in den österreichischen Alpen – ein Hotel, das nicht nur durch Luxus, sondern vor allem durch gelebte Nachhaltigkeit begeistert.
Ein alpiner Traum mit langer Geschichte
Mitten in der majestätischen Bergkulisse des Wilden Kaiser liegt der Stanglwirt – ein familiengeführtes Biohotel, das mehr ist als nur eine Unterkunft. Wer sich hier einquartiert, erhält nicht nur einen Logenplatz in den Alpen, sondern auch einen Einblick in ein konsequent nachhaltiges Lebens- und Hotelkonzept.
Schon bei der Ankunft spürt man die besondere Atmosphäre: Blütenbalkone schmücken die Holzfassaden, dahinter ragen schneebedeckte Gipfel auf. Und wer Lust hat, kann auf einer geführten Bergwanderung mit Lois Manzl – im Dirndl oder in Lederhose – nicht nur Höhenmeter, sondern auch Heimatgeschichten sammeln.
„Kein Hotel mit Bio-Bauernhof – ein Bauernhof mit Hotel“
Der heutige Stanglwirt hat 170 Zimmer und ist seit 1722 im Besitz der Familie Hauser. Doch für Balthasar Hauser, den 80-jährigen Seniorchef, ist klar:
„Der Stanglwirt ist kein Hotel mit einem Bio-Bauernhof – sondern ein Bio-Bauernhof, der zufällig ein Hotel hat.“
Tatsächlich werden auf dem 132 Hektar großen Gelände Käse, Milch, Joghurt und Rindfleisch direkt vor Ort produziert. Die hauseigene Käserei versorgt das Hotel täglich mit frischem Bergkäse aus Rohmilch. Und da alles sofort verzehrt wird, ist der Käse besonders cremig – und unvergleichlich im Geschmack.
Energie aus dem Wald: Klimapositiv durch Holzgas
Doch Nachhaltigkeit hört nicht bei der Küche auf. Bereits in den 1980er-Jahren setzte der Stanglwirt auf erneuerbare Energien und betrieb ein Biomassekraftwerk, das mit Baumrinde befeuert wurde.
Im Herbst 2024 ging man noch einen Schritt weiter: Mit der innovativen „Stanglwirt BIO-Energie“-Anlage des Tiroler Unternehmens SynCraft wird heute Holzgas aus lokalen, natürlich gefallenen Holzresten erzeugt. Dieses Gas treibt Generatoren an, die Strom und Wärme erzeugen. Als Nebenprodukt entsteht Bio-Kohle, die wiederum als wertvoller Bodenverbesserer dient. Nach einem Jahr Testbetrieb ist der gesamte Hotelbetrieb nun vollständig autark – klimaneutral und sogar klimapositiv, wie Tochter Maria Hauser betont.
„Wir sind das erste Hotel weltweit, das diese Technologie nutzt.“
Nachhaltig gebaut – aus recyceltem Holz
Nicht nur der Betrieb ist grün – auch das Gebäude selbst atmet Nachhaltigkeit. Verwendet wurde vor allem Zirbenholz, das nur in höheren Lagen wächst und besonders langlebig ist. Bereits in den 1970ern sammelte Balthasar Hauser Alt- und Abfallholz von Bauernhöfen, das heute als recyceltes Baumaterial die Wände und Decken ziert. Damals wurde er dafür belächelt – heute gilt er als Vorreiter.
Luxus mit Herz – und regionalem Charakter
Die Zimmer sind bis ins Detail im Tiroler Stil gehalten – mit gehäkelten Kissen, Naturstoffen und großen Fenstern mit Blick auf die Berge. Das Personal trägt Dirndl und Lederhose. Im gesamten Haus spürt man den Willen, Tradition und Moderne zu vereinen.
Auch kulinarisch setzt der Stanglwirt auf Regionalität: 75 % der Zutaten stammen aus der Umgebung. Ob im Haubenrestaurant oder in der urigen Kuhstall-Stube, in der Gäste neben den Kühen speisen – alles ist echt, lokal und nachhaltig. Sogar das hauseigene Bier, ein leichtes Pils namens Stangl, wird vor Ort gebraut.
„Warum sollten wir Schnaps brennen, wenn es in der Region so viele hervorragende Brennereien gibt?“, meint Johannes Hauser, Sohn von Balthasar.
Mehr als nur ein Hotel: Reiten, Wellness und echte Begegnungen
Neben kulinarischen und energetischen Highlights wartet der Stanglwirt auch mit einem eigenen Lipizzaner-Gestüt, einer Reitschule, mehreren Pools, einem Naturbadeteich mit Pflanzenfilter und einem großen Wellnessbereich auf. In der Sauna sorgt „Saunameister Gary“ beim traditionellen Aufguss mit ätherischen Ölen und Fächer für die passende Dosis Entspannung.
Promis? Nebensache. Nachhaltigkeit? Im Mittelpunkt.
Zwar sind die Gänge mit Fotos berühmter Gäste geschmückt – von Arnold Schwarzenegger über Muhammad Ali bis Audrey Hepburn –, doch Maria Hauser betont:
„Früher haben Journalisten immer nach den Promis gefragt. Heute geht es fast nur noch um unsere Nachhaltigkeit.“
Ein Vorbild für grüne Zukunft
Am Ende einer Wanderung zur 300 Jahre alten Berghütte des Hotels wurde Autor David Farley mit Bergkäse, Landjägern, Stangl-Bier und Pfefferminzschnaps empfangen – alles hausgemacht oder aus der Nachbarschaft. Was er mitnahm, war mehr als ein voller Bauch:
Ein lebendiges Beispiel dafür, wie Tradition, Regionalität und moderne Technik zusammen eine nachhaltige Zukunft gestalten können.
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