Eine Serie von spektakulären Zugüberfällen in abgelegenen Wüstenregionen von Arizona und Kalifornien sorgt für Aufsehen. In den vergangenen zwölf Monaten wurden mindestens zehn Frachtzüge ausgeraubt, wobei Diebesbanden gezielt hochwertige Waren wie Nike-Schuhe und Elektronikartikel entwendeten. Die Beute beläuft sich laut USA TODAY auf rund zwei Millionen Dollar.
Der Modus Operandi: Ein Hightech-Wildwest-Überfall
Die kriminellen Banden gehen mit Präzision vor: Während der Fahrt klettern sie auf die Frachtcontainer, öffnen diese mit Bolzenschneidern oder Sägen und suchen nach wertvollen Waren. Haben sie ihre Beute gefunden, bringen sie den Zug zum Stillstand – indem sie die Luftbremsschläuche durchtrennen, was eine Notbremsung auslöst.
Anschließend arbeiten die Diebe wie ein „menschliches Fließband“: Die Ware wird blitzschnell von der Bahnstrecke in Lastwagen verladen, die sofort flüchten. Laut CargoNet, einem Unternehmen für Lieferketten-Sicherheitsanalysen, sind viele der Tatorte so abgelegen, dass sie nur mit Hubschraubern erreichbar sind.
Hochwertige Beute: Unveröffentlichte Air Jordans im Visier
Besonders begehrt sind limitierte Sneaker-Editionen. Am 13. Januar wurde in der Nähe von Williams, Arizona, ein Zug ausgeraubt, wobei 1.985 Paar unveröffentlichte Air Jordan 4 „Bike Air“ im Wert von 440.000 Dollar gestohlen wurden.
Einige Schuhkartons enthielten jedoch GPS-Tracker, was die Behörden zu einem U-Haul-Transporter und einem Ford Econoline-Van führte. Bei einer Durchsuchung fanden sie die komplette Beute und nahmen elf Verdächtige fest.
Täterstruktur: Organisierte Banden mit Ringleader
Die Ermittlungen ergaben, dass eine kriminelle Organisation mit Sitz in Phoenix und Los Angeles hinter den Überfällen steckt. Der mutmaßliche Anführer, Felipe Avalos-Mejia, soll ein Netzwerk von Scouts und Einbruchsteams organisiert und die gestohlene Ware weiterverkauft haben.
Im Juni 2025 durchsuchten die Behörden elf Häuser und sechzehn Lagerhallen, die mit Avalos-Mejia in Verbindung stehen. Sie fanden gestohlene Waren im Wert von drei Millionen Dollar sowie eine detaillierte Buchführung über verkaufte Nike-Produkte.
Avalos-Mejia wurde am 21. Juni festgenommen. In seinem Besitz befanden sich 120.000 Dollar Bargeld und ein handschriftliches „Geschäftsmodell“ seiner kriminellen Operationen. Sein Anwalt lehnte eine Stellungnahme ab.
Behörden in Alarmbereitschaft – Sicherheitsmaßnahmen verstärkt
BNSF, die betroffene Bahngesellschaft, arbeitet eng mit den Bundes- und lokalen Strafverfolgungsbehörden zusammen, um weitere Überfälle zu verhindern. In Kalifornien und Arizona wurden bereits über 60 Personen wegen Beteiligung an den Heists angeklagt.
„Unsere Züge müssen sicher bleiben. Wir werden alles tun, um diese Kriminellen zur Rechenschaft zu ziehen“, so ein Sprecher von BNSF.
Dennoch bleibt die Herausforderung groß: Laut Experten könnten die organisierten Banden weiterhin neue Wege finden, um wertvolle Frachtzüge ins Visier zu nehmen – und die Legende der Zugräuber im Wilden Westen in das digitale Zeitalter katapultieren.
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