Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump treibt den Ausbau ihrer Einwanderungshaft massiv voran – und setzt dabei auf auffällige Namen, aggressive Rhetorik und teils umstrittene Standorte. Jüngstes Beispiel: Das neu geplante Internierungslager im Bundesstaat Indiana, das unter dem Spitznamen „Speedway Slammer“ Schlagzeilen macht.
PR-Kampagne mit Rennsport-Image
Am 5. August verkündete das Heimatschutzministerium (DHS), dass im Miami Correctional Facility in Indiana künftig bis zu 1.000 Einwanderungsdetainees untergebracht werden sollen. Das Gelände befindet sich auf dem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt Grissom, etwa 110 Kilometer nördlich von Indianapolis.
Zur Bewerbung der Maßnahme veröffentlichte das DHS ein Werbebild mit einem IndyCar-Rennwagen vor Gefängnismauern – eine Anspielung auf den berühmten Indianapolis Motor Speedway, den Namensgeber des neuen Zentrums.
Doch das kam nicht bei allen gut an. Penske Entertainment, Eigentümer des Speedway, zeigte sich überrascht und distanzierte sich deutlich:
„Wir waren über die Verwendung unseres Markenauftritts nicht informiert und haben darum gebeten, unser geistiges Eigentum künftig nicht in diesem Zusammenhang zu nutzen.“
Regierungssprecher: „Namen sind nebensächlich“
Der republikanische Bundesstaat Indiana hatte sich freiwillig zur Kooperation mit der Trump-Regierung bereit erklärt. Gouverneur Mike Braun erließ im Januar eine Verfügung, die lokale Behörden dazu verpflichtet, vollständig mit ICE zusammenzuarbeiten, inklusive Festnahmen und Inhaftierungen.
Ein zweites Lager mit bis zu 1.000 Betten ist bereits in Planung – diesmal auf dem Militärstützpunkt Camp Atterbury südlich von Indianapolis.
Der sogenannte „Grenz-Zar“ des Weißen Hauses, Tom Homan, relativierte die Kritik am Namen des Lagers:
„Ich gebe den Einrichtungen keine Namen. Wichtig ist, dass ICE hervorragende Arbeit leistet. Es geht um Sicherheit.“
Menschenrechtsgruppen üben scharfe Kritik
Immigrantenrechtsgruppen und NGOs sehen in der PR-Kampagne zur „Speedway Slammer“ jedoch eine Verharmlosung schwerwiegender Zustände in den US-Hafteinrichtungen. Bereits der vorherige ICE-Standort in Florida wurde intern als „Alligator Alcatraz“ bezeichnet – eine Anspielung auf das legendäre Gefängnis und das dortige Sumpfgebiet.
„Diese Spitznamen sind zynisch. Sie lenken davon ab, wie schlecht viele dieser Haftbedingungen tatsächlich sind – überfüllt, schlecht belüftet, teils gesundheitlich gefährlich“, so ein Sprecher der American Civil Liberties Union (ACLU).
Zahl der Festnahmen steigt rapide
Laut offiziellen ICE-Daten befanden sich Anfang August rund 57.000 Menschen in Gewahrsam – ein Anstieg um fast 50 % seit Trumps Rückkehr ins Amt im Januar. Zum Vergleich: Im selben Monat lag die Zahl noch bei rund 38.000.
Mit dem neuen Zentrum in Indiana will das Heimatschutzministerium der wachsenden Zahl von Abschiebungsfällen begegnen. DHS-Chefin Kristi Noem kündigte an, man werde landesweit weitere staatliche, private und militärische Einrichtungen für die Unterbringung von Migrant:innen nutzen.
„Wer sich illegal in den USA aufhält, kann künftig auch im ‚Speedway Slammer‘ landen“, so Noem auf der Plattform X.
Ihre Botschaft an Einwanderer: „Vermeiden Sie eine Festnahme – oder deportieren Sie sich freiwillig über die CBP-App.“
Fazit: Abschreckung mit Hochglanz-Inszenierung?
Mit dem „Speedway Slammer“ setzt die Trump-Regierung auf eine Kombination aus martialischer Symbolik, lokalem Patriotismus und Abschreckung. Während Unterstützer von einer effektiven Umsetzung der Einwanderungsgesetze sprechen, warnen Kritiker vor einer Banalisierung staatlicher Repression und dem Verlust humanitärer Standards.
Ob der Name „Speedway Slammer“ Bestand hat – oder zum PR-Desaster wird – dürfte auch davon abhängen, wie die Zustände im Inneren der Anlage tatsächlich aussehen werden.
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