Ach, SOS-Kinderdorf – diese Institution, die seit Jahrzehnten als Leuchtturm der Menschlichkeit gilt. Nur blöd, wenn sich herausstellt, dass im Keller dieses Leuchtturms offenbar mehr Dunkelheit herrscht als Licht. Laut einem aktuellen Falter-Bericht wussten führende Funktionäre der Organisation seit Jahren, dass ein mutmaßlich pädophiler Großspender in Nepal Kinder missbraucht haben soll. Und was tat man? Genau: Man reichte ihm freundlich die Hand – schließlich hatte er ja gespendet.
Geld stinkt nicht – selbst, wenn’s nach Schweigen riecht
Der Spender, ein österreichischer Geschäftsmann mit großem Herz und offenbar noch größerem Abgrund, soll zwischen 2010 und 2014 mehrfach nach Nepal gereist sein – mit der Mission, Gutes zu tun, und wohl leider auch mit einer zweiten, unaussprechlichen. Laut Falter sollen Helmut Kutin, der frühere Präsident und Ziehsohn des Gründers Hermann Gmeiner, sowie Ex-Geschäftsführer Christian Moser seit spätestens 2015 Bescheid gewusst haben. In internen E-Mails soll es schon 2014 geheißen haben: „Kutin weiß Bescheid.“
Ein Satz, der in Zukunft vermutlich in die Chronik der österreichischen Charity-Geschichte eingehen wird – gleich neben „Wir haben nichts gewusst“.
„Drei Nächte zugesagt“ – die wohl zynischste Hotelreservierung der Welt
Besonders delikat: In einem Mail von 2017 soll Kutin dem Spender „drei Nächte im Trainingslager“ zugesagt haben. Trainingslager – ein Begriff, der hier leider eine bittere Doppeldeutigkeit bekommt. Dokumente, so der Falter, würden zeigen, dass Kutin sehr wohl über die pädophilen Neigungen des Mannes Bescheid wusste – und offenbar kein Problem damit hatte, ihm trotzdem Zugang zu Kinderdörfern zu gewähren.
Moralische Insolvenz – mit Spendenquittung
SOS-Kinderdorf versichert inzwischen, man habe „alles aufgearbeitet“ und „Verantwortung übernommen“. Das ist löblich – wenn man bedenkt, dass das nur etwa zehn Jahre und etliche Missbrauchsfälle zu spät geschah. Währenddessen wurde der österreichische Ableger von der internationalen Dachorganisation suspendiert – offenbar muss man jetzt erst lernen, was Aufsicht bedeutet.
Und ja, sogar der Gründer Hermann Gmeiner selbst steht nun posthum im Schatten schwerer Vorwürfe: Acht Buben sollen von ihm sexuell missbraucht worden sein. Für eine Organisation, die sich „Kinderschutz“ auf die Fahnen schreibt, ist das in etwa so ironisch wie ein Vegetarier, der eine Wurstfabrik betreibt.
Fazit
Wenn der moralische Kompass eines Hilfswerks so heftig schwankt, dass er sich im Kreis dreht, bleibt nur Zynismus als Überlebensstrategie. Vielleicht sollte SOS-Kinderdorf künftig statt „Ein Zuhause für Kinder“ lieber den Slogan wählen:
„SOS – wir brauchen selbst Hilfe.“
(ca. 420 Wörter)
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