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„Social Media erst ab 16? Eine Streitfrage zwischen Schutz und Teilhabe“

geralt (CC0), Pixabay
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Ein Pro-und-Contra-Interview mit zwei Müttern, die sich Sorgen machen – aber ganz unterschiedliche Antworten haben.

Pro: „Ich will mein Kind nicht einer digitalen Wildnis aussetzen.“ – Marlies, 45, Mutter eines 12-jährigen Sohnes

Interviewer: Frau Marlies, Sie befürworten eine Altersfreigabe für Social Media ab 16. Warum?

Marlies: Weil ich täglich sehe, wie überfordernd Social Media für Kinder ist – und ehrlich gesagt auch für viele Erwachsene. Diese Plattformen sind nicht nur Zeitfresser, sondern auch Nährboden für Cybermobbing, unrealistische Schönheitsideale und Suchtverhalten. Warum also sollten 10-, 11- oder 13-Jährige schon dort unterwegs sein?

Interviewer: Aber viele Kinder sind doch schon deutlich früher auf TikTok, Instagram & Co.

Marlies: Eben. Das ist doch das Problem. Die Plattformen interessieren sich nicht für Altersgrenzen – sie leben davon, dass sie unsere Kinder früh abholen. Ich finde, da muss der Staat eine klare Grenze ziehen. Ein 12-jähriger Junge kann die Manipulation durch Influencer, Werbung oder Algorithmen gar nicht durchschauen. Und die Eltern können nicht überall gleichzeitig sein.

Interviewer: Es gibt ja technische Jugendschutzfilter. Reichen die nicht?

Marlies: Nein. Die sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Ein paar Klicks, ein falsches Geburtsdatum – und schon sind sie drin. Viel zu viele Inhalte sind einfach ungefiltert. Ich möchte nicht, dass mein Sohn mit 12 in irgendwelchen Foren landet, wo über Essstörungen, Gewalt oder sexuelle Themen völlig ungebremst diskutiert wird. Und das passiert – täglich.

Interviewer: Und wenn Ihr Sohn sagt: „Aber alle anderen dürfen doch…“?

Marlies (lacht): Dann antworte ich, dass „alle anderen“ nicht mein Maßstab sind. Ich habe Verantwortung – auch wenn das mal unpopulär ist. Und mit 16, finde ich, sind Jugendliche wenigstens halbwegs in der Lage, Risiken einzuordnen. Vorher? Zu gefährlich.

Contra: „Verbote schaffen nur Geheimnisse.“ – Elke, 39, Mutter einer 13-jährigen Tochter

Interviewer: Frau Elke, Sie sind gegen eine starre Altersgrenze von 16 für Social Media. Warum?

Elke: Weil wir unsere Kinder damit nicht schützen, sondern ausgrenzen. Die digitale Welt ist ein Teil der realen Welt. Sie ist Kommunikationsraum, Informationsquelle, Kreativlabor. Wenn ich meiner Tochter den Zugang verwehre, verwehre ich ihr auch Teilhabe.

Interviewer: Aber geht es nicht um den Schutz vor problematischen Inhalten?

Elke: Natürlich! Aber da ist Aufklärung viel wirksamer als Verbote. Ich will nicht, dass mein Kind heimlich Social Media nutzt, mit Fake-Profil und ohne jede Begleitung. Ich will, dass sie mit mir darüber spricht, Fragen stellt, Fehler machen darf – unter Aufsicht. Wenn ich es erst ab 16 erlaube, ist sie längst allein im Netz unterwegs, aber ohne mich als Ansprechpartnerin.

Interviewer: Wären altersbeschränkte Inhalte nicht ein guter Kompromiss?

Elke: Ja, solange sie wirklich technisch funktionieren. Dass ein 11-Jähriger keine verstörenden Videos auf TikTok sehen sollte, ist klar. Aber pauschal zu sagen: „Du darfst gar nichts schauen“, ist für mich der falsche Weg. Es gibt so viele tolle, altersgerechte Inhalte, kreative Projekte, Bildungsangebote. Die sollte man früh entdecken dürfen – mit Eltern an der Seite.

Interviewer: Aber sind 12-Jährige schon reif für Social Media?

Elke: Reif wofür? Mein Kind darf nicht alleine Bahn fahren, aber soll sich in einem unkontrollierten Raum wie Social Media bewegen? Nein. Aber sie darf begleitet reinschnuppern. Ich habe mit ihr gemeinsam einen Account eingerichtet, wir reden über Inhalte, über „Like-Druck“ und Influencer. Ich glaube, diese Medienkompetenz ist viel wichtiger als jede Altersgrenze.

Fazit: Zwischen Fürsorge und Freiheit

Die Diskussion zeigt: Beide Seiten haben gute Argumente. Während Marlies vor allem die Risiken und Gefahren betont und für eine klare Altersgrenze ab 16 plädiert, setzt Elke auf begleitete Teilhabe ab jüngeren Jahren, um digitale Kompetenz und Selbstbewusstsein früh aufzubauen.

Am Ende bleibt die Frage offen: Ist ein pauschales Verbot der richtige Weg – oder brauchen wir vielmehr mehr Zeit, Gespräche und digitale Aufklärung in der Familie?

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