Primark, lange Zeit fester Bestandteil britischer Einkaufsstraßen, sieht sich wachsender Konkurrenz durch Online-Plattformen wie Shein und Vinted ausgesetzt. Trotz hoher Besucherzahlen in den Filialen – etwa in der riesigen Oxford-Street-Filiale in London – sanken die vergleichbaren Umsätze im Vereinigten Königreich und Irland im letzten Jahr um 3,1 %. Gründe sind laut Primark ein „schwaches Konsumklima“ und der milde Herbst 2023, der den Verkauf von Wintermode bremste.
Während Primark nach wie vor Millionen anzieht, verschiebt sich das Konsumverhalten vieler junger Menschen spürbar.
Shein überzeugt mit Auswahl, Preis – und Lieferung
Serena Milius, 34, berichtet, dass ihre Garderobe inzwischen zu 90 % aus Shein besteht. „Früher habe ich fast alles bei Primark gekauft, aber Shein ist günstiger, bequemer und hat mehr Auswahl“, sagt sie. Besonders die Möglichkeit, direkt nach Hause geliefert zu bekommen, sei ein großer Vorteil.
Marktforscherin Tamara Sender-Ceron von Mintel bestätigt: Shein sei extrem wettbewerbsfähig, vor allem wegen niedriger Preise, Trend-Reaktionsgeschwindigkeit durch KI und täglicher neuer Produkte. Laut einer Mintel-Umfrage vom Mai 2025 kauften 46 % der britischen Frauen zwischen 16 und 34 Jahren innerhalb eines Jahres bei Shein ein.
Kritik an Qualität und Einkaufserlebnis bei Primark
Andere wie Martha, 23-jährige Studentin aus Leeds, bleiben Primark teilweise treu – aber nur für „Basics“ wie T-Shirts oder Socken. Für hochwertigere Mode kauft sie lieber bei Zara oder kleinen Labels. „Primark-Teile halten oft nicht lange“, sagt sie.
Abbi Lily, 24, bemängelt das überfordernde Einkaufserlebnis in den riesigen Filialen: „Es ist zu viel. Man findet kaum, was man sucht.“ Sie setzt inzwischen verstärkt auf Second-Hand über Plattformen wie Vinted und Depop.
Primark will nachhaltiger und langlebiger werden
Primarks Produktentwicklerin Vicki Swain erklärt, man habe eine „Durability Framework“-Strategie entwickelt, um Kleidung langlebiger zu machen. Zudem steige der Anteil nachhaltiger Materialien. Dennoch bleibt der Druck hoch – nicht zuletzt wegen Sheins aggressiver Expansion, etwa mit dem ersten stationären Laden in Paris.
Dort kam es jedoch am Eröffnungstag zu Protesten gegen Arbeitsbedingungen und Umweltbelastung durch Fast Fashion. Zudem laufen in Frankreich strafrechtliche Ermittlungen gegen Shein – unter anderem wegen des Verkaufs von sexuell anstößigen Puppen, was Shein bestreitet und mit der Sperrung betroffener Drittanbieter reagierte.
Warum Primark (noch) auf Lieferung verzichtet
Zwar bietet Primark in Großbritannien mittlerweile „Click & Collect“ an, jedoch keinen Versand. Analyst John Stevenson erklärt: „Primark lebt vom Impulskauf – Kunden kommen für eine Sache und verlassen den Laden mit zehn Artikeln.“ Online-Shopping sei dafür weniger geeignet.
Zudem sei der Preisvorteil bei kleinen Warenkörben durch Versandkosten schnell dahin. Dennoch könnte Lieferung in Zukunft ein Thema werden, wenn sich die Konkurrenzsituation weiter verschärft.
Primark bleibt stark – vorerst
Trotz Rückgang bei den vergleichbaren Verkäufen stiegen Primarks globale Umsätze um 1 %, vor allem durch Expansion in Europa und den USA. Das Unternehmen bleibt mit über 190 Filialen in Großbritannien ein Schwergewicht im Einzelhandel.
Khloe Lightholder, 34, bleibt Primark treu: „Ich liebe Primark. Für den Preis ist die Qualität super.“ Sie gibt regelmäßig über £200 pro Besuch aus – trotz eigentlich gesetztem Budget.
Fazit:
Shein setzt Primark zunehmend unter Druck – mit Preisen, Online-Komfort und Trendgeschwindigkeit. Doch Primarks stationäre Präsenz, breite Zielgruppe und treue Kundschaft halten den Konzern (noch) im Rennen. Die Fast-Fashion-Zukunft bleibt ein Balanceakt zwischen Preis, Umwelt und Verantwortung.
Kommentar hinterlassen