Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist am Samstag in Großbritannien eingetroffen, um am Sonntag in London mit europäischen Staats- und Regierungschefs über den weiteren Kurs im Ukraine-Krieg zu beraten. Auch König Charles III. wird Selenskyj empfangen, wie dieser selbst mitteilte.
Das Gipfeltreffen, das vom britischen Premierminister Keir Starmer einberufen wurde, erhält durch ein chaotisches Treffen zwischen Selenskyj und US-Präsident Donald Trump am Freitag im Oval Office eine neue Brisanz. Die öffentliche Auseinandersetzung ließ die westlichen Verbündeten fassungslos zurück und brachte die ohnehin fragile Unterstützung für die Ukraine weiter ins Wanken.
Starmer sichert Ukraine Milliardenkredite zu
Am Samstag traf Selenskyj bereits mit Starmer in der Downing Street zusammen. Beide unterzeichneten eine Vereinbarung zur Beschleunigung von Krediten in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar für die Ukraine. Die erste Auszahlung soll bereits in der kommenden Woche erfolgen, teilte die britische Regierung mit.
Eskalation zwischen Trump und Selenskyj sorgt für Entsetzen
Das Londoner Gipfeltreffen sollte ursprünglich die Fortschritte eines ähnlichen Treffens in Paris aus der Vorwoche vertiefen. Doch das Aufeinandertreffen mit Trump und seinem Vizepräsidenten JD Vance änderte die Dynamik drastisch. Trump warf Selenskyj vor, undankbar für die US-Militärhilfe zu sein und mit seiner Kriegsführung das Leben von Millionen Menschen zu riskieren. Zudem warnte er, die Ukraine könnte einen Dritten Weltkrieg provozieren.
Besonders brisant: Noch einen Tag zuvor hatte Trump auf Drängen Starmers seine Haltung gegenüber Selenskyj überraschend gemildert. Er hatte ihn nicht mehr als „Diktator“ bezeichnet und sogar angedeutet, dass ein Waffenstillstand mit Russland der Ukraine ermöglichen könnte, besetzte Gebiete zurückzuerobern. Doch das Gespräch mit Selenskyj warf alle Annäherungen über den Haufen.
Europa sucht neue Strategie
„Drei Jahre nach Russlands brutaler Invasion stehen wir an einem Wendepunkt“, erklärte Starmer im Vorfeld des Londoner Treffens. Europa müsse nun enger zusammenrücken, um die Ukraine militärisch und wirtschaftlich zu stärken – unabhängig von den USA.
Laut Downing Street hat das Gipfeltreffen drei Hauptziele:
- Kurzfristige Unterstützung für die Ukraine
- Eine langfristige Friedenslösung
- Sicherheitsgarantien für die Zukunft
Starmer telefonierte nach dem Streitgespräch mit Trump sowohl mit ihm als auch mit Selenskyj. Er wolle eine tragfähige Lösung finden, „die auf Souveränität und Sicherheit für die Ukraine basiert“, hieß es aus London.
Aussichten bleiben düster
Trotz diplomatischer Bemühungen wächst in Kiew die Skepsis. Der ukrainische Abgeordnete Yaroslav Zhelezniak warnte auf Telegram: „Wer glaubt, dass sich die Situation heute wundersam verbessert – sollte sich keine falschen Hoffnungen machen.“
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