GB First
Es war einmal ein kleines, unschuldiges Fischlein namens Sandaal. Sein Vergehen? Er schwimmt in den britischen Gewässern herum und ist für die EU offenbar ein kulinarischer Schatz. Jetzt wird wegen ihm vor dem Ständigen Schiedshof in Den Haag gestritten – die erste große juristische Schlammschlacht zwischen der EU und Großbritannien seit dem Brexit.
Fischkrieg nach dem Brexit: London sperrt, Brüssel tobt
Brüssel ist sauer: Die britische Regierung hat im März kurzerhand beschlossen, dass in ihren Gewässern gar kein Sandaal mehr gefischt werden darf. Offizielle Begründung? Der kleine, silbrige Fisch ist laut London „ein wesentlicher Bestandteil des marinen Ökosystems der Nordsee“. Ein edler Gedanke – oder cleveres Eigeninteresse?
Großbritannien argumentiert, dass der Klimawandel und die aggressive Fischerei den Bestand bedrohen und das Verbot daher notwendig sei. Brüssel hält dagegen: Das Fangverbot sei eine unfreundliche „Britischer-Tee-ohne-Milch“-Maßnahme, die gegen das Austrittsabkommen verstoße.
96 % der EU-Sandaal-Quote gehen an Dänemark – und die sind not amused
Natürlich geht es hier nicht nur um Fische, sondern auch um Geld – und zwar um viel dänisches Geld. 96 % der gesamten EU-Sandaal-Quote gehören den dänischen Fischern, die jährlich rund 50 Millionen Euro mit dem kleinen Meeresbewohner umsetzen. Kein Wunder, dass Brüssel sich für sie ins Zeug legt: Man lässt doch keinen kleinen Fisch den großen Fischmarkt ruinieren!
EU-Vertreter Anthony Dawes erklärte mit ernster Miene: „Das Verbot der Sandaalfischerei in britischen Gewässern der Nordsee macht unser Zugangsrecht zunichte.“ Übersetzt heißt das: „Wir wollen weiterhin ungehindert fischen, Brexit hin oder her!“
Vertrag hin, Vertrag her – Fisch bleibt Fisch
Laut Austrittsabkommen dürfen britische und EU-Fischer bis Mitte 2026 weiterhin nach vereinbarten Fangquoten in den Gewässern des jeweils anderen herumschippern und Netze auswerfen. Ein generelles Fangverbot, so die EU, sei „nicht evidenzbasiert, nicht verhältnismäßig und absolut unfair!“ (Was wohl der Sandaal dazu sagen würde, wenn er sprechen könnte?)
Großbritannien wird sich in den nächsten Tagen verteidigen und erklären, warum der Sandaal besser ungestört bleibt. Eine Entscheidung des Schiedsgerichts wird bis Ende März erwartet. Ob der Sandaal dann als Verhandlungssieger oder als Fischstäbchen endet, bleibt abzuwarten.
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