Wer gedacht hatte, das rumänische Präsidentschaftsrennen würde langweilig, der hat die Rechnung ohne George Simion gemacht. Der selbsternannte Hüter der „rumänischen Würde“ und erklärter Fanclub-Vorsitzender von Donald Trump hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl mit Pauken, Trompeten – und einer Prise Datenüberflutung – gewonnen.
Mit gut geölter Empörung über „die da oben“ und einem strengen Blick Richtung Brüssel (für alles Schlechte verantwortlich, wie immer), zog Simion ins Rennen und legte prompt vor. Zwar reichte es noch nicht ganz für die absolute Mehrheit – aber in Rumänien geht man halt nicht mit einem Paukenschlag, sondern lieber in die Stichwahl.
Simion: Würde siegt, Fakten optional
„Das ist ein Sieg der rumänischen Würde“, verkündete Simion nach dem Wahltag und schien dabei zu vergessen, dass man für echte Würde eigentlich keine ausländischen Cyberattacken, Fake-News-Kampagnen und einen Wahlwiederholungstermin braucht. Aber Details sind ja bekanntlich was für Eliten.
Sein Gegner in Runde zwei dürfte Nicușor Dan sein – parteilos, pragmatisch und damit ungefähr so aufregend wie Kamillentee auf Zimmertemperatur. Und Crin Antonescu, der arme Regierungskandidat mit proeuropäischem Kurs und noch proeuropäischerem Gesichtsausdruck, könnte leer ausgehen. Das Volk hatte offenbar wenig Lust auf Diplomatie und mehr auf Drama.
Digitale Wahl mit Hackerbegleitung
Übrigens: Der Wahlsonntag kam mit passender Musikuntermalung – nämlich dem Sirren von Servern im DDoS-Overdrive. Webseiten der Regierung, des Verfassungsgerichts und diverser Kandidaten wurden so zuverlässig abgeschossen, als hätte Simion persönlich den Stecker gezogen. Verantwortlich: Eine russlandfreundliche Hackergruppe mit dem charmanten Namen NoName057 – was schon fast poetisch klingt, wenn man bedenkt, wie viele Fakten ebenfalls „No Name“ hatten an diesem Wahltag.
Fake News – die wahre Königin der Wahl
Damit nicht genug, versuchte man im Netz mit frei erfundenen Todesfällen (RIP Interimspräsident Bolojan – der übrigens sehr lebendig ist) und angeblich geschlossenen Konsulaten für maximale Verwirrung zu sorgen. Wer nicht wusste, wo er wählen soll, konnte immerhin sicher sein: Chaos ist auch eine Form der Ordnung – zumindest in Rumänien im Mai 2025.
Fazit
Die gute Nachricht: Es gibt eine zweite Wahlrunde. Die schlechte: Wahrscheinlich wieder mit Hackerangriffen, Desinformationsorkan und jeder Menge Pathos. Aber hey – wenn „Würde“ bedeutet, dass man auf Fakten pfeift, sich mit Putin-nahen Narrativen umarmt und die EU zum Feind erklärt, dann hat Rumänien gerade seine Definition von Demokratie neu geschrieben. Kapitel 1: Wie man mit einem Scooter, einem Kind und einer Internetstörung Präsident wird.
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