Besser spät als nie: Der Online-Gaming-Gigant Roblox, der sich bislang eher durch seine bemerkenswerte Toleranz gegenüber fragwürdigen Inhalten auszeichnete, führt nun endlich Maßnahmen zum Schutz von Kindern ein – also, so ein bisschen.
Ab Dezember soll Schluss sein mit Plauderstunden zwischen Sechsjährigen und Erwachsenen Unbekannten – zumindest in Australien, Neuseeland und den Niederlanden. Der Rest der Welt darf ab Januar hoffen. Voraussetzung: Eine Gesichtserkennung per Kamera, um das Alter der Nutzer „ziemlich genau“ einzuschätzen. Klingt sicher. Fast so sicher wie die Versprechen der Plattform selbst.
Eltern, macht euch keine Sorgen – oder doch lieber schon?
Laut Roblox-Chef Dave Baszucki ist die Lösung ganz einfach:
„Wenn Eltern sich Sorgen machen, sollten sie ihre Kinder einfach nicht Roblox spielen lassen.“
Prävention auf CEO-Niveau.
Dabei wird die Plattform täglich von über 80 Millionen Menschen genutzt, fast die Hälfte davon unter 13. Aber klar – Verantwortung kann man ja an die Eltern outsourcen. Oder an die Gesichtserkennungssoftware.
Gesicht zeigen – für Sicherheit!
Der neue Sicherheitsansatz basiert auf einer „Gesichtsschätzung“ via Smartphone-Kamera. Die Software kann laut Roblox das Alter mit einer Genauigkeit von „ein bis zwei Jahren“ bestimmen – also perfekt für eine Plattform, auf der 9-Jährige plötzlich mit 11 durchgehen könnten.
Die Bilder werden – so verspricht man – nach dem Check sofort gelöscht. Na dann.
Chat nur noch in der Altersblase
Nutzer werden künftig in Altersgruppen einsortiert: unter 9, 9–12, 13–15 usw. Wer nicht zur gleichen Altersgruppe gehört, darf nicht miteinander chatten – außer, man fügt sich als „vertrauenswürdige Verbindung“ hinzu. Was genau „vertrauenswürdig“ bedeutet, bleibt Interpretationssache.
Für Kinder unter 13 sind bestimmte Chats weiterhin nur mit elterlicher Erlaubnis zugänglich. Bleibt nur zu hoffen, dass Eltern die Funktionen auch finden.
Plattform der unbegrenzten Möglichkeiten – auch für Pädokriminelle
Roblox wurde in den vergangenen Jahren mehrfach kritisiert – etwa dafür, dass sich Erwachsene problemlos mit Kindern in Chats austauschen konnten. Ein BBC-Test zeigte, dass ein 27-Jähriger problemlos mit einem 15-Jährigen kommunizieren konnte. Roblox erklärte dazu sinngemäß: „Ja, sowas kommt vor – meistens, wenn Leute unsere Regeln umgehen. Tja.“
Kritik? Ja. Konsequenzen? Vielleicht.
Die Organisationen ParentsTogether Action und UltraViolet fordern in einer virtuellen Protestaktion innerhalb von Roblox:
„Roblox darf kein Spielplatz für Täter sein!“
Mehr als 12.000 Unterschriften wurden digital eingereicht. Der Druck wächst – und Roblox reagiert… langsam, kontrolliert und PR-optimiert.
Fazit: Fortschritt mit Fußnoten
Zwar begrüßt selbst die britische Medienaufsicht Ofcom den Schritt Richtung Kinderschutz, doch Kritiker wie die NSPCC warnen:
„Kinder werden immer noch mit inakzeptablen Risiken konfrontiert.“
Aber hey – immerhin geht’s jetzt bergauf. Schritt für Schritt. Klick für Klick. Gesichts-Scan für Gesichts-Scan.
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