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Rettungsanker Genossenschaft? – Eine mögliche Zukunft für Life Forestry Switzerland

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Die Situation rund um Life Forestry Switzerland (LFS) ist weiterhin angespannt – wenn nicht sogar brisant. Zahlreiche Anlegerinnen und Anleger blicken mit wachsender Sorge auf ihr Investment in die edlen Teakholz-Plantagen, das einst als ökologisch nachhaltige und renditestarke Kapitalanlage beworben wurde. Nach mehreren Rückschlägen, gerichtlichen Auseinandersetzungen und regulatorischem Druck – vor allem aus Deutschland durch die BaFin – steht die Frage im Raum: Wie kann es weitergehen?

Ein mögliches Rettungsmodell, das sich aus Sicht von Anlegervertretern zunehmend in den Fokus drängt, ist die Gründung einer Genossenschaft, die die operativen Geschicke der bestehenden Baum-Plantagen übernimmt. Ein Modell mit Potenzial – aber auch mit Herausforderungen.

Die Genossenschaft als Auffanglösung

In einem Gespräch mit einem Verantwortlichen von LFS, das wir als Redaktion geführt haben, wurde klar: Das Genossenschaftsmodell ist für das Unternehmen prinzipiell denkbar. Zwar prüfe man auch andere Optionen, doch die Idee, dass sich die Anlegerinnen und Anleger in einer gemeinsamen Organisation zusammenschließen und aktiv Einfluss auf die Bewirtschaftung ihrer Investitionen nehmen, stößt auf offene Ohren – wenn auch noch ohne konkrete Zusagen.

Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Modell?

Was ist eine Genossenschaft?

Eine Genossenschaft ist eine demokratisch organisierte Unternehmensform, die auf den Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung beruht. Sie dient vorrangig dem Zweck, die wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder zu fördern – nicht dem Erwirtschaften von Gewinnen für Investoren oder Aktionäre.

Auf die Situation von Life Forestry bezogen, könnte das Modell so aussehen:

  • Gründung einer Anleger-Genossenschaft, in der alle betroffenen Investorinnen und Investoren Mitglieder werden können.

  • Übernahme der Vermögenswerte (Plantagenflächen, Bäume) durch die Genossenschaft – entweder durch Übertragung oder gegen Kaufpreis.

  • Professionelle Verwaltung und Pflege der Bäume durch beauftragte Forstexperten oder Dienstleister.

  • Demokratische Kontrolle: Ein gewählter Vorstand und Aufsichtsrat trifft Entscheidungen im Interesse der Mitglieder.

  • Einnahmen aus späterem Holzverkauf fließen anteilig an die Genossenschaftsmitglieder.

Ziel wäre es, Transparenz, Mitbestimmung und Werterhalt sicherzustellen – insbesondere in einer Situation, in der viele Anleger durch Intransparenz und mangelhafte Kommunikation Vertrauen verloren haben.

Vorteile des Modells

  • Schutz vor Totalverlust: Selbst wenn die wirtschaftliche Lage derzeit schwierig ist, könnten so die Bäume weitergepflegt und irgendwann – wie ursprünglich geplant – geerntet und vermarktet werden.

  • Demokratische Kontrolle: Anleger behalten Einfluss auf die weitere Entwicklung, statt auf anonyme Verwaltungsprozesse angewiesen zu sein.

  • Unabhängigkeit: Die Genossenschaft wäre ein eigenständiges Rechtsgebilde – getrennt von LFS und nicht mehr anfällig für etwaige rechtliche Altlasten.

Aber: Es gibt Hürden

So charmant das Modell klingt – es funktioniert nicht per Knopfdruck.

  1. Bestandsaufnahme notwendig
    Zuerst muss geklärt werden: Wie viele Bäume existieren tatsächlich noch? In welchem Zustand befinden sie sich? Welche Investitionen sind notwendig, um deren Pflege und Ernte in den kommenden Jahren zu gewährleisten?

  2. Finanzierungsbedarf
    Die Überführung der Plantagen in eine Genossenschaft erfordert Kapital – ob durch freiwillige Beiträge der Mitglieder, Fördergelder oder alternative Finanzierungsinstrumente, ist offen.

  3. Unabhängige Leitung
    Aus Sicht vieler Beobachter – auch unserer Redaktion – können Personen aus dem bisherigen LFS-Management nicht Teil der operativen Führung der Genossenschaft sein. Eine Trennung ist notwendig, um Interessenskonflikte und mögliche Reputationsschäden zu vermeiden. LFS-Vertreter könnten allenfalls in beratender Rolle agieren – vorausgesetzt, es ergeben sich keine strafrechtlichen Vorwürfe. Aktuell gibt es keine Hinweise auf justiziable Verfehlungen, doch dies müsste in jedem Fall lückenlos geklärt werden.

  4. Juristische Klärungen stehen im Raum
    Mit nahezu 100 laufenden Verfahren, insbesondere wegen Rückabwicklungen und Anlegerklagen, ist die Situation angespannt. Besonders die Aktivitäten der BaFin – auch wenn sie auf geltender deutscher Rechtslage beruhen – haben die Geschäftsgrundlage erheblich erschüttert. Hier zeigt sich einmal mehr, wie gravierend sich aufsichtsrechtliche Eingriffe auf international strukturierte Finanzprodukte auswirken können.

Fazit: Alles ist besser als ein Totalverlust

Ob am Ende tatsächlich das Genossenschaftsmodell realisiert wird, bleibt abzuwarten. Entscheidend ist zunächst die Schaffung von Transparenz und belastbarer Daten: Anzahl der Bäume, Zustand der Plantagen, zu erwartende Erträge, notwendige Investitionen – all das muss offen auf den Tisch.

Gelingt es, eine solche Auffanglösung gemeinsam mit Anlegern, Forstexperten, Rechtsberatern und unabhängigen Kontrollinstanzen umzusetzen, könnte ein erheblicher Teil des Investments zumindest langfristig erhalten bleiben.

Eines scheint aber klar: Die Zeit drängt. Je länger gepflegt und kontrolliert investiert wird, desto höher ist die Chance auf eine wirtschaftlich sinnvolle Rettung.

Wenn Sie betroffen sind, halten Sie sich informiert, schließen Sie sich mit anderen Anlegern zusammen – und prüfen Sie genau, ob Sie bereit sind, Teil einer solchen neuen Struktur zu werden. Denn eines ist sicher: Passives Hoffen ist keine Strategie.

Redaktion diebewertung.de – Ihr kritischer Blick auf graue Kapitalmärkte

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