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Rene Benko – zwischen Urteil, Haft und Hoffnung

geralt (CC0), Pixabay
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Der einstige Immobilienzar und Signa-Gründer Rene Benko steht am Wendepunkt seiner Karriere – oder besser gesagt: am unteren Ende derselben. Am Mittwoch wurde der 48-Jährige vom Landesgericht Innsbruck wegen betrügerischer Krida zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt. Während draußen Kameras blitzten und Reporter Mikrofone reckten, blieb Benko im Gerichtssaal wortkarg. Seit Januar sitzt er ohnehin in Untersuchungshaft in Wien, und seine Verteidigung hält das inzwischen für „nicht mehr verhältnismäßig“. Ein neuer Enthaftungsantrag liegt also in der Luft – aber ob Benko bald wieder draußen Kaffee trinkt, ist völlig offen.

Sein Anwalt Norbert Wess bemühte sich nach dem Urteil um Optimismus: „Benko ist ein Kämpfer, der sich in jeder Situation zurechtfindet.“ Klingt ein bisschen nach Motivationskalender, aber immerhin: Kämpfer braucht man, wenn man zwischen Untersuchungshaft und Insolvenzverwaltung pendelt. Das Urteil – zwei Jahre unbedingt – betrifft eine 300.000-Euro-Schenkung an Benkos Mutter, die laut Gericht keine Schenkung, sondern ein kreativer Umgang mit Geldflüssen war. Bei einem weiteren Punkt, einer Mietvorauszahlung für eine Villa in Innsbruck, gab’s dagegen Freispruch – das Haus war offenbar doch bewohnbar genug, um juristisch durchzugehen.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, und Wess überlegt, ob er Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde einlegt. Zeit dafür hat er bis Montag. „Eher wahrscheinlich“, sagte er knapp. Übersetzt heißt das: Man wird kämpfen – schon aus Prinzip.

Zurzeit sitzt Benko allerdings weiter in Haft – offiziell wegen Tatbegehungsgefahr. Wess hält das für absurd: „Ich glaube nicht, dass eine Gefahr von ihm ausgeht.“ Was man ihm allerdings glauben darf: dass er nichts unversucht lässt. Ein neuer Antrag auf Freilassung könnte also bald folgen. Ob er vorerst in Innsbruck bleibt, ist offen. Dort, wo er einst Luxusimmobilien plante, sitzt er nun in einer Zelle mit vergittertem Fenster.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft Benko vor, er habe Gläubiger getäuscht und Geld verschoben, um Vermögen in Sicherheit zu bringen. In diesem Fall ging es um jene ominösen 300.000 Euro, die zwischen Mutter und Sohn hin- und herflossen – mal als Darlehen, mal als Schenkung, mal als kreatives Etikett für die Buchhaltung. Richterin Andrea Wegscheider sah darin schlicht den Versuch, „Geld ein anderes Mascherl zu geben“. Ein Satz, der es wohl in die Benko-Chroniken schaffen wird.

Die Verteidigung sieht das freilich anders: Die Mutter habe kurz nach der Schenkung ohnehin mehr als eine Million Euro zurücküberwiesen – das Ganze also eher ein Familientauschgeschäft als eine Insolvenzverschleierung. Doch das Gericht blieb hart.

Das Strafmaß – zwei Jahre unbedingt – liegt laut Experten im „erwartbaren Bereich“, aber eher am oberen Ende der Skala. Jurist Robert Kert von der WU Wien nannte es „angemessen, aber hart“. Im Vergleich zu den noch kommenden Verfahren sei dieser Fall allerdings „eine Kleinigkeit“. Sprich: Das hier war erst das Vorspiel.

Denn die Signa-Pleite zieht einen ganzen Prozessreigen nach sich. Die WKStA ermittelt in 14 getrennten Causen, von Untreue über Betrug bis zu Förderungsmissbrauch. Rund ein Dutzend Personen und zwei Verbände stehen im Fokus. Selbst Benkos engste Familie wurde im ersten Prozess geladen – Mutter, Schwester und Ehefrau machten aber von ihrem Recht Gebrauch, nicht gegen Angehörige auszusagen.

Der Journalist Uwe Ritzer von der Süddeutschen Zeitung fand das Urteil „relativ milde“ und warnte: „Die dicken Brocken kommen erst noch.“ Das sehen viele ähnlich – denn was jetzt auf Benko zukommt, ist ein juristisches Dauerabo: Prozesse, Berufungen, Ermittlungen, Gläubiger.

Benko selbst schwieg im Gerichtssaal, verwies nur auf ein ausführliches Schriftstück, das seine Anwälte eingereicht hätten. Darin sei „alles akribisch und im Detail ausgearbeitet“. Ein Satz, den man von einem Mann erwarten würde, dessen Leben bisher aus Projekten, Plänen und PowerPoint-Folien bestand.

Am Ende bleibt ein Bild, das fast symbolisch ist: Der Mann, der einst Luxustürme, Kaufhäuser und ganze Stadtviertel aufkaufte, kämpft nun um Quadratmeter in einer Gefängniszelle. Sein Imperium zerfällt in tausend Gesellschaften, und seine Verteidigung ringt um Paragraphen. Wie es weitergeht? Vielleicht wie so oft in der Benko-Saga: mit einem neuen Antrag, einer neuen Hoffnung – und einer alten Schlagzeile.

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