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René Benko hinter Gittern – und seine Signa-Baustellen als urbane Denkmäler des Stillstands

dimitrisvetsikas1969 (CC0), Pixabay
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René Benko, einst gefeierter Immobilienzar und Meister der komplizierten Firmenkonstruktionen, hat es endlich geschafft: Er sitzt hinter Gittern. Während sich Ermittler in mehreren Ländern fragen, wo genau seine Milliarden geblieben sind, fragen sich Passanten in München vor allem eins: Bleibt das jetzt für immer eine Baustelle?

Denn was Benko hinterlassen hat, ist nicht nur ein gigantisches Firmenchaos, sondern auch eine Reihe unfertiger, halb abgerissener Gebäude, die jetzt als exklusive Taubenschläge und Lost-Place-Fotospots dienen.

München, die Stadt der stillgelegten Signa-Projekte

Wer in München die Worte Signa oder Benko hört, schaut automatisch genervt auf eine Baustelle. Besonders beeindruckend: das Areal am Hauptbahnhof, wo früher Karstadt stand. Statt eines schicken Neubaus gibt es dort nun eine Art modernes Kunstprojekt, das irgendwo zwischen „Postapokalyptischer Schick“ und „Hier sollte mal was Cooles entstehen“ angesiedelt ist.

Zwar steht das Grundstück inzwischen zum Verkauf, aber mal ehrlich: Wer will sich freiwillig dieses Immobilien-Durcheinander ans Bein binden? „Schöner Wohnen zwischen Abrissbirne und Insolvenzverwalter“ klingt nicht gerade nach einem Verkaufsschlager.

Doch das Hauptbahnhof-Projekt ist nur die Spitze des Benko-Eisbergs.

💸 Galeria Kaufhof am Marienplatz? – Läuft tatsächlich noch. Immerhin etwas!
💸 Das Kaut-Bullinger-Haus? – Wurde für 80 Millionen verkauft und direkt zum Abriss freigegeben. Herzlichen Glückwunsch!
💸 Die Alte Akademie? – Hier endete das Signa-Abenteuer mit einem Baustopp deluxe. Ein wahrer Klassiker.

Die Münchner Innenstadt entwickelt sich langsam zu einem Museum für gescheiterte Luxusprojekte. Vielleicht könnte man Führungen anbieten: „Hier wollte Benko die Zukunft bauen – stattdessen gibt es jetzt nur noch Tauben und Staub.“

Kaufhäuser überleben – aber wie lange noch?

Während die meisten Signa-Baustellen im Dornröschenschlaf verharren, haben einige der ikonischen Kaufhäuser neue Besitzer gefunden.

📌 Das KaDeWe in Berlin wurde für eine Milliarde Euro (!) an die thailändische Globus-Gruppe verkauft.
📌 Das Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München bekamen neue Mietverträge – hurra!

Doch ob sich Kaufhäuser in Zeiten von Online-Shopping und Inflation langfristig halten können? Wer weiß. Vielleicht kann man irgendwann in ehemaligen Karstadt-Filialen eine Airbnb-Wohnung buchen – oder sie werden zu Escape Rooms umgebaut, in denen man versucht, den Ausgang aus dem Insolvenzlabyrinth zu finden.

Das Signa-Imperium: Mehr Firmen, als ein Mensch durchschauen kann

Benko war nicht einfach nur ein Immobilieninvestor. Nein, er war der Picasso unter den Firmenverflechtungen. Seine Signa-Gruppe bestand aus so vielen Unterfirmen, Tochtergesellschaften und Beteiligungen, dass selbst erfahrene Insolvenzverwalter beim Entwirren der Strukturen erstmal tief durchatmen müssen.

Besonders clever: Benko kaufte Grundstücke über mehrere Firmen, bewertete sie dann (angeblich) großzügig über, um Investoren anzulocken – und machte sich dabei einen gemütlichen Lenz.

Einer der bekanntesten Investoren, der auf den Charme des Tiroler Unternehmers hereinfiel: Klaus-Michael Kühne, der Milliardär aus Hamburg. Kühne bestätigte später, dass er rund eine halbe Milliarde Euro „in den Sand gesetzt“ habe. Besonders ärgerlich: Es war wohl extrem feiner, sehr teurer Sand.

Benko hinter Gittern – Ermittler in drei Ländern klopfen an seine Zellentür

Dass Benko nun in Innsbruck in U-Haft sitzt, überrascht wohl niemanden – außer vielleicht ihn selbst. Ermittler in Österreich, Deutschland und Italien hatten ihn schon lange auf dem Radar.

Der Verdacht? Betrug in Millionenhöhe. Oder, etwas eleganter formuliert: „kreative Finanzgestaltung mit freundlicher Unterstützung diverser Banken.“

In Österreich wirft ihm die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vor, eine Bank über die wahre Lage seines Unternehmens getäuscht zu haben, um sich noch schnell einen Kredit über 25 Millionen Euro zu sichern – obwohl Signa da wohl längst dem Untergang geweiht war.

Und auch die deutsche Justiz mischt mit: Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen Geldwäsche, während in Berlin ebenfalls Aktenberge mit seinem Namen wachsen.

Seine Festnahme in Innsbruck erfolgte wegen Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr – also der eleganten Umschreibung für „Wir trauen dir nicht über den Weg, Kumpel.“

Und was passiert jetzt?

Während Benko also in seiner Zelle sitzt und sich fragt, wo das alles schiefgelaufen ist, bleiben Städte wie München, Berlin und Hamburg mit seinen unfertigen Projekten zurück.

Die Insolvenzverwalter versuchen nun, das Chaos aufzuräumen, Investoren zu finden und die Reste des Signa-Imperiums irgendwie zu Geld zu machen. Einfach wird das nicht – denn wer kauft schon gerne Projekte, die schon vor der Fertigstellung auf der Intensivstation lagen?

Vielleicht bleibt uns Benkos Erbe also noch eine Weile erhalten – als Baustellen-Denkmal für gigantische Fehleinschätzungen und ein Mahnmal für die Tücken des Größenwahns.

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