Die Feiertage sind für viele Reisende ohnehin eine nervenaufreibende Zeit – doch für Menschen mit Behinderungen stellen sie oft eine noch größere logistische und emotionale Herausforderung dar. Mark Raymond Jr., selbst Rollstuhlnutzer und Gründer der gemeinnützigen Split Second Foundation, kennt diese Schwierigkeiten aus eigener Erfahrung.
Nach einem Unfall im Jahr 2016 lebt Raymond mit Tetraplegie. Seine Mission: Menschen mit Behinderung zu stärken, zu beraten – und durch Aufklärung Barrieren im Alltag abzubauen. Für USA TODAY hat er fünf wichtige Tipps für Flugreisen über die Feiertage geteilt.
1. Geduld einpacken
„Es wird garantiert etwas schieflaufen“, sagt Raymond – und genau mit dieser Haltung reise er am stressfreisten. Besonders in der Hauptsaison sei es wichtig, sich bewusst zu machen: Volle Flughäfen, längere Wartezeiten und Missverständnisse gehören (leider) dazu. Freundlichkeit helfe nicht nur sich selbst, sondern auch dem Bodenpersonal.
2. Vorausplanen und Airlines kontaktieren
Menschen mit Behinderung sollten möglichst frühzeitig mit der Airline Kontakt aufnehmen – idealerweise direkt nach der Buchung. Raymond selbst ruft an, um sich seinen ADA-Sitzplatz (barrierefrei, meist in der ersten Reihe) zu sichern und alle Infos über seinen elektrischen Rollstuhl zu übermitteln: Typ, Batterieart, Gewicht. Denn auf kleineren Flugzeugen könne es sonst zu Problemen mit der Lagerung kommen.
3. Vom Schlimmsten ausgehen – und vorbereitet sein
Wer damit rechnet, dass etwas nicht klappt, wird weniger überrascht sein, wenn tatsächlich etwas schiefläuft. Koffer gehen verloren, Hilfsmittel werden beschädigt, Boarding-Prozesse verzögern sich – das sei leider Realität. Ein Plan B und Gelassenheit helfen in diesen Momenten weiter.
4. Frühzeitig am Flughafen sein
Menschen mit Mobilitätseinschränkung sollten besonders frühzeitig am Gate sein. Sie werden in der Regel zuerst an Bord gebracht – inklusive Transfer vom Rollstuhl zum Flugzeugsitz. Das kostet Zeit, insbesondere wenn Spezialausrüstung wie ein elektrischer Rollstuhl gesichert werden muss. „Mein Rollstuhl ist für mich wie meine Beine – er darf nicht beschädigt werden“, betont Raymond.
5. Ruhe bewahren – auch wenn es schwierig wird
Gerade weil persönliche Hilfe oft nötig ist – z. B. beim Umsetzen in den Sitz – sei es essenziell, empathisch mit dem Personal umzugehen. „Man will nicht, dass Helfende nervös oder hektisch sind, das kann gefährlich sein“, so Raymond. Klare Anweisungen seien wichtig – aber ebenso wichtig sei Wertschätzung. Viele Flughafen-Mitarbeitende seien überlastet und unterbezahlt.
Extra-Tipp: TSA PreCheck nutzen
Raymond empfiehlt, sich langfristig für TSA PreCheck (ein beschleunigtes Sicherheitsverfahren) zu registrieren. Dies erspare lange Wartezeiten und unangenehme Durchsuchungen, insbesondere bei Menschen mit medizinischen Geräten oder Rollstühlen. Zwar ist das Programm in den USA kostenpflichtig, aber einige Kreditkarten übernehmen die Gebühren. Für Veteranen mit Behinderung ist ein kostenfreies TSA-PreCheck-Programm in Arbeit.
Fazit
„Reisen mit Behinderung ist nie einfach – aber mit guter Planung und etwas Gelassenheit kann man es sich deutlich erleichtern“, so Raymond. Er wünscht sich vor allem eines: mehr Verständnis auf beiden Seiten – von Reisenden mit Behinderung wie auch vom Flughafenpersonal. Denn am Ende gehe es für alle nur um eines: sicher ankommen
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