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Anlagebetrug

Daniel_B_photos (CC0), Pixabay
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Am Landgericht Leipzig läuft seit Anfang August ein Prozess um einen der größten Anlagebetrugsfälle der vergangenen Jahre. Am Freitag schilderte ein Kriminalhauptkommissar als Zeuge, wie über ein internationales Netzwerk angeblicher Finanzdienstleister Kleinanleger um ihr Geld gebracht wurden – und wie intern über die Opfer gespottet wurde.

Millionenverluste für Anleger

Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft beläuft sich der Schaden allein in Deutschland auf rund 14 Millionen Euro, weltweit sollen es Hunderte Millionen sein. Geld sei nie investiert, sondern sofort weitergeleitet worden, so der Ermittler. „Es konnte kein einziges Verwahrkonto festgestellt werden.“

Der Angeklagte

Auf der Anklagebank sitzt Eduard V. (35), ein aus der Ukraine stammender Lehrer und Ökonom. Er soll als Callcenter-Mitarbeiter zwischen 2019 und 2021 für eine Betrügerbande gearbeitet haben, meist aus Belgrad heraus. Unter falschen Namen wie „Walter Schulze“ habe er Anlegern aus Deutschland und Österreich „sichere Investments“ in Kryptowährungen oder Devisen vorgespiegelt.

Laut Anklage ist er an 55 Fällen beteiligt, bei denen knapp 776.000 Euro erbeutet wurden. Rund 125.000 Euro sollen direkt an ihn geflossen sein. Insgesamt jedoch sei sein Anteil nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Gesamtkomplex.

Zynische interne Chats

Bei Durchsuchungen stießen Ermittler auch auf interne Chatprotokolle. Dort machten sich Beteiligte über Geschädigte lustig, die misstrauisch geworden waren oder ihr Geld zurückforderten. In den Chats seien Opfer mit Schimpfwörtern wie „Bitch“ und „Motherfucker“ verunglimpft worden.

Deal in Aussicht

Eduard V. wurde im Oktober 2024 auf Zypern festgenommen. Bisher äußert er sich nicht zu den Vorwürfen. Die Generalstaatsanwaltschaft stellte ihm nun im Rahmen einer Verständigung eine Strafe zwischen drei und dreieinhalb Jahren in Aussicht – unter der Bedingung, dass er umfassend über Strukturen und Hintermänner auspackt und finanzielle Wiedergutmachung leistet.

Seine Verteidiger bezeichnen ihn als „kleinen Fisch“ in einem global agierenden Netzwerk. Tatsächlich räumte der Ermittler ein, dass die höheren Ebenen des Systems bislang nicht identifiziert werden konnten. Spuren führten bis nach Singapur und auf die Philippinen.

Ausblick

Das Verfahren ist bis Ende Oktober mit 14 weiteren Verhandlungstagen angesetzt. Ob Eduard V. kooperiert und damit hilft, die Drahtzieher hinter dem mutmaßlich milliardenschweren Betrugsmodell aufzudecken, bleibt abzuwarten.

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