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Prokon Regenerative Energien eG Bilanzanalyse die Sie lesen sollten

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Hier ist eine kritische, aber faire Analyse der Bilanz der PROKON Regenerative Energien eG zum Geschäftsjahr 2024 aus der Perspektive eines Anlegers:

Gesamtbild: Solide, aber mit deutlichen Warnsignalen

Die Bilanz zeigt auf den ersten Blick ein solides, breit diversifiziertes Geschäftsmodell mit stabiler Eigenkapitalquote und langjähriger Erfahrung im Betrieb von Windkraftanlagen. Dennoch gibt es aus Anlegersicht einige relevante Schwachstellen, insbesondere in der Liquidität, der Rentabilität und im operativen Cashflow, die zu einer gewissen Vorsicht mahnen.

 1. Vermögenslage: Vermögenswerte strukturell stabil – Liquiditätslage verschlechtert sich deutlich

Positiv:

  • Hoher Anlagenbestand: Die Sachanlagen von rund 369 Mio. € machen über 54 % der Bilanzsumme aus, was auf eine hohe Substanz und langfristige Wertschöpfung hinweist.

  • Solide Diversifikation der Aktiva: Finanzanlagen und Forderungen stiegen deutlich an (z. B. Forderungen ggü. verbundenen Unternehmen +18,4 Mio. €), was Investitionsaktivität signalisiert.

Kritisch:

  • Dramatischer Rückgang der liquiden Mittel: Von 153,5 Mio. € auf 62,9 Mio. € (-90,6 Mio. €), was die kurzfristige Zahlungsfähigkeit stark reduziert.

  • Reduktion des Umlaufvermögens um 57,2 Mio. € → Weniger Flexibilität bei kurzfristigen Verbindlichkeiten.

  • Anstieg der Forderungen ggü. verbundenen Unternehmen kann ein Hinweis auf potenzielle Abhängigkeiten oder konzerninterne Finanzierungsbedarfe sein.

2. Finanzlage: Operativer Cashflow negativ – Investitionen über Kredite gestemmt

Positiv:

  • Unbeanspruchte Betriebsmittelkreditlinie von 41,8 Mio. € als potenzielles Liquiditätspolster.

  • Investitionen in Sach- und Finanzanlagen deuten auf langfristige Wachstumsperspektiven hin.

Kritisch:

  • Negativer operativer Cashflow von -3,1 Mio. € (Vorjahr: +38,6 Mio. €) → alarmierend, da der operative Betrieb keinen positiven Mittelzufluss mehr liefert.

  • Hoher Abfluss durch Tilgung & Zinsen: Finanzierungstätigkeit mit einem negativen Cashflow von -33,2 Mio. € → kontinuierlicher Kapitalbedarf.

  • Starker Rückgang des Finanzmittelfonds (von 102,7 Mio. € auf 48,1 Mio. €) zeigt angespannte Liquiditätssituation.

3. Ertragslage: Gewinn halbiert – Erträge aus operativem Geschäft rückläufig

Positiv:

  • Konzernjahresüberschuss von 7,1 Mio. € trotz schwieriger Rahmenbedingungen.

  • Reduzierung der sonstigen betrieblichen Aufwendungen (z. B. Wartung, Reparaturen, Pachten) → verbesserte Kosteneffizienz.

Kritisch:

  • Umsatzrückgang um 10 Mio. € (v. a. im Energiehandel und Windbereich) → sinkende Strommarktpreise zeigen sich direkt in der Rentabilität.

  • Rückgang des Betriebsergebnisses um über 50 % → von 22,1 Mio. € auf 10,5 Mio. €.

  • Wesentliche Erträge (24,8 Mio. €) stammen aus Sonderfaktoren wie Wertaufholungen und Auflösung von Rückstellungen, nicht aus dem operativen Geschäft.

  • Zinslast bleibt hoch (9,1 Mio. €), vor allem durch die alte Anleihe von 2016 – ein Altlast-Risiko.

 4. Eigenkapital & Verschuldung: Solide Eigenkapitalquote, aber hohe Anleiheverbindlichkeit

Positiv:

  • Eigenkapitalquote >30 % → gut im Branchenvergleich.

  • Anstieg des Geschäftsguthabens um 17 Mio. € zeigt Mitgliedervertrauen und frisches Kapital.

Kritisch:

  • Anleiheverbindlichkeiten von 200 Mio. € (ca. 30 % der Bilanzsumme) mit weiterhin hohem Zinsniveau → langfristige Belastung.

  • Rückstellungen für Rückbau und Drohverluste (zwar gesunken) bleiben signifikant.

 5. Bewertung aus Anlegersicht: Chancenreich, aber mit erhöhtem Risiko

Stärken:

  • Stabiles Geschäftsmodell im Bereich der Erneuerbaren Energien mit gesellschaftlichem Rückenwind.

  • Substanzwert durch Windparks, technisches Know-how und stabile Stromabnahmeverträge.

  • Breite Streuung in drei europäischen Märkten (D, PL, FIN).

Schwächen / Risiken:

  • Liquiditätslage angespannt → Risikofaktor bei weiterer Zinswende oder Projektverzögerungen.

  • Operativer Cashflow negativ → Signal für strukturelle Rentabilitätsprobleme.

  • Erträge stark abhängig von Strompreisentwicklung, staatlicher Förderung und regulatorischen Rahmenbedingungen.

Fazit: Investition mit Potenzial – aber nicht für risikoaverse Anleger

Die Bilanz 2024 zeigt einen resilienten, aber unter Druck geratenen Konzern. Wer in PROKON investiert, setzt auf die langfristige Energiewende und technologische Kompetenz. Gleichzeitig erfordert ein Engagement ein Bewusstsein für Zinsrisiken, Liquiditätsengpässe und marktbedingte Schwankungen.

 Für Anleger mit langfristigem Horizont und höherer Risikotoleranz denkbar attraktiv – für sicherheitsorientierte Investoren jedoch mit klaren Warnsignalen versehen.

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