Rund ein Jahr nach einer Reihe rätselhafter Paketbrände in Europa ist den litauischen Behörden offenbar ein entscheidender Schlag gelungen. Die Generalstaatsanwaltschaft in Vilnius teilte mit, dass mehrere Verdächtige festgenommen wurden, die ein organisiertes Netzwerk gebildet haben sollen. Ihr Auftraggeber: der russische Geheimdienst.
Ein Netzwerk im Schatten
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Gruppe über Monate hinweg Pakete mit selbstgebauten Sprengsätzen verschickte – vor allem über die Paketdienste DHL und DPD. Ziel war es offenbar, die Paket- und Logistikbranche gezielt ins Visier zu nehmen, um Chaos und Unsicherheit im Alltag der Menschen zu erzeugen.
Nach jetzigem Stand der Ermittlungen wurden 15 Personen angeklagt, denen terroristische Straftaten zur Last gelegt werden. Ob alle Festnahmen in Litauen erfolgten oder auch in anderen EU-Ländern, wollten die Behörden nicht präzisieren – klar ist jedoch, dass es sich um eine international koordinierte Aktion handelt.
Die Folgen der Anschläge
Die perfiden Pakete hatten bereits im vergangenen Jahr zu gefährlichen Zwischenfällen geführt:
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Im Logistikzentrum Leipzig fing ein verdächtiges Paket Feuer.
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Ein ähnlicher Fall ereignete sich im britischen Birmingham, ebenfalls in einem Verteilerzentrum.
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In Polen geriet ein DHL-Lkw in Brand, nachdem er eines der manipulierten Pakete transportierte.
Obwohl es glücklicherweise keine Todesopfer gab, unterstreichen die Vorfälle die hohe Gefährlichkeit der Taten. Allein der Umstand, dass die Sprengsätze in dicht besiedelten Regionen oder bei Transportunfällen hätten detonieren können, zeigt, wie knapp Europa einer Katastrophe entging.
Politische Dimension
Für Experten ist klar: Der Fall geht weit über Kriminalität hinaus. Er reiht sich ein in eine Serie von hybriden Angriffen, die dem Ziel dienen könnten, europäische Gesellschaften zu destabilisieren. Der russische Geheimdienst wird seit Jahren verdächtigt, gezielt Desinformationskampagnen, Cyberangriffe und verdeckte Operationen gegen westliche Staaten zu führen. Nun scheint auch der alltägliche Logistikverkehr zu einem Angriffspunkt geworden zu sein.
Ausblick
Die litauischen Behörden kündigten an, die Ermittlungen eng mit europäischen Partnerdiensten fortzuführen. Noch ist unklar, ob das Netzwerk vollständig zerschlagen wurde oder ob weitere Schläferzellen in anderen Ländern aktiv sind. Klar ist aber schon jetzt: Die Verwundbarkeit von Lieferketten ist ein Sicherheitsrisiko, das bisher oft unterschätzt wurde.
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