Die neueste Version von OpenAIs Text-zu-Video-App Sora wurde in weniger als fünf Tagen über eine Million Mal heruntergeladen – und damit schneller als der erfolgreiche KI-Chatbot ChatGPT bei dessen Markteinführung.
Die App, die aktuell nur per Einladung in Nordamerika verfügbar ist, ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, zehn Sekunden lange, realitätsnahe Videos aus einfachen Texteingaben zu generieren. Sie belegte binnen kürzester Zeit Platz eins der Download-Charts im US-App-Store von Apple.
Viraler Erfolg – trotz Kritik
Der Leiter des Sora-Teams, Bill Peebles, sprach auf der Plattform X von einem „rasanten Wachstum“ – trotz eingeschränkter Verfügbarkeit. Möglich macht den viralen Erfolg die einfache Teilbarkeit: Sora-Nutzer posten ihre Videos massenhaft auf Social Media.
Allerdings sorgt der Inhalt vieler generierter Videos für heftige Kritik. Unter anderem tauchen darin tote Prominente wie Michael Jackson, Tupac Shakur oder Robin Williams auf – oft ohne Zustimmung der Hinterbliebenen.
So forderte Zelda Williams, Tochter des 2014 verstorbenen Schauspielers Robin Williams, die Öffentlichkeit auf, ihr keine KI-generierten Videos ihres Vaters mehr zuzusenden. Ihr emotionaler Appell wurde in der Presse direkt mit der Popularität von Sora in Verbindung gebracht.
Rechtliche Grauzonen – Deepfakes, Promis und Pikachu
Soras generierte Inhalte enthalten häufig auch geschützte Figuren aus Filmen, Serien und Spielen – ein rechtlich umstrittenes Terrain. So zeigte ein viral gegangenes Video OpenAI-Chef Sam Altman im Dialog mit Pokémon-Charakteren. In einer anderen Version wird sogar Pikachu gegrillt und verspeist.
Derartige Inhalte werfen Fragen zu Urheberrecht und Persönlichkeitsrechten auf. Während Nintendo bislang keine rechtlichen Schritte angekündigt hat, befinden sich mehrere große KI-Firmen – darunter auch OpenAI – bereits in juristischen Auseinandersetzungen mit Rechteinhabern.
Konkurrent Anthropic etwa zahlte kürzlich 1,5 Milliarden US-Dollar, um eine Sammelklage von Autorinnen und Autoren beizulegen, die der Firma vorwarfen, ihre Werke ohne Erlaubnis zum Training von KI-Modellen verwendet zu haben.
OpenAI reagiert mit Anpassungen
In einem Blogeintrag vom 4. Oktober erklärte Sam Altman, OpenAI lerne derzeit „schnell“ aus dem Nutzerverhalten und nehme Feedback von Rechteinhabern, Nutzern und anderen Interessengruppen ernst.
Geplant sei unter anderem:
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Granulare Kontrolle für Rechteinhaber darüber, ob und wie ihre Inhalte in generierten Videos erscheinen
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Verbesserter Schutz für kürzlich Verstorbene – Angehörige sollen die Nutzung des Abbilds unterbinden können
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Ein mögliches Einnahmebeteiligungsmodell in der Zukunft
Altman bezeichnete Sora-Videos als eine neue Form von „interaktiver Fan-Fiction“, doch es bleibt offen, ob Urheberrechtsinhaber dies ebenso sehen – oder ob OpenAI sich bald vor Gericht verantworten muss.
Fazit:
Sora ist der nächste virale Hit aus dem Hause OpenAI – und der erste, der zeigt, wie schnell Text-zu-Video-KI an gesellschaftliche und rechtliche Grenzen stößt. Zwischen technologischem Fortschritt und ethischer Verantwortung ist die Debatte um digitale Persönlichkeitsrechte neu entfacht.
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