In einem italienischen Hochsicherheitsgefängnis spielt sich derzeit ein Drama ab, das eher an eine politische Inszenierung erinnert als an einen gewöhnlichen Justizfall. Der ukrainische Verdächtige, dem die Ermittler vorwerfen, die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines mitorganisiert zu haben, ist in den Hungerstreik getreten – aus Protest gegen, wie er sagt, „unfaire Haftbedingungen“.
Der Mann, der als mutmaßlicher Drahtzieher eines der spektakulärsten Sabotageakte Europas gilt, fühlt sich nun offenbar zu streng behandelt. Sein Anwalt erklärte, sein Mandant wolle lediglich „wie jeder andere Gefangene“ behandelt werden – mit Familienbesuchen, Zugang zu Informationen und etwas mehr Menschlichkeit.
Man könnte fast meinen, jemand, der Gasleitungen in die Luft jagt, erwarte zumindest beim Thema Besuchsrechte etwas Entgegenkommen.
Protest auf Diät
Seit Tagen verweigert der Verdächtige demnach jede Nahrung. Offenbar ist das seine Art, den italienischen Behörden mitzuteilen, dass er mit der Haft im Hochsicherheitsregime unzufrieden ist. Schließlich, so argumentiert die Verteidigung, sei ihr Mandant kein Terrorist, sondern lediglich ein Mann, der zur falschen Zeit am falschen Ort war – und zufällig auch das nötige Fachwissen hatte, um eine Gaspipeline unter der Ostsee in die Luft zu jagen.
Italien zeigt sich derweil unbeeindruckt: Sicherheitsrisiko bleibt Sicherheitsrisiko. Das Gefängnis, in dem der Ukrainer einsitzt, beherbergt auch Schwerverbrecher und Mafia-Mitglieder – dort wird wenig Wert auf Wohlfühlatmosphäre gelegt.
Der lange Weg nach Deutschland
Während der Hungerstreik in den Medien für Schlagzeilen sorgt, läuft im Hintergrund das Auslieferungsverfahren nach Deutschland weiter. Die Bundesanwaltschaft möchte den Mann vor Gericht sehen, um endlich Licht in das Dunkel der Nord-Stream-Anschläge von 2022 zu bringen – jener Explosionen, die nicht nur Rohre, sondern auch diplomatische Beziehungen erschüttert haben.
Sollte der Verdächtige ausgeliefert werden, droht ihm dort ein Prozess, der wohl Jahre dauern könnte – und jede Menge politische Brisanz verspricht. In der Zwischenzeit bleibt ihm offenbar nur die Kontrolle über eines: sein Essverhalten.
Symbolik mit leerem Teller
Der Hungerstreik ist weniger ein medizinisches Risiko als ein Symbol: ein Versuch, Kontrolle zurückzugewinnen in einer Situation, in der er sonst keine hat. Doch die italienischen Behörden dürften wenig beeindruckt sein – schließlich ist das nicht das erste Mal, dass ein Gefangener in einem europäischen Hochsicherheitsgefängnis beschließt, seine Mahlzeiten als politische Botschaft zu nutzen.
Die Ironie der Geschichte?
Ein Mann, der mutmaßlich für zerstörte Gasleitungen verantwortlich ist, sorgt nun für Schlagzeilen, weil er keinen Bissen mehr zu sich nimmt. Die einen nennen es Protest, andere schlicht: bitterer Zynismus der Geschichte.
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