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Nikola: Der Lkw, der den Berg runterrollte – und nicht mehr hochkam

Christopher_Konrad (CC0), Pixabay
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Was einst als große Revolution des Elektro-Lastwagenmarkts gefeiert wurde, endet nun als Lehrbuchbeispiel für „Wie man es nicht macht“. Der selbsternannte E-Lkw-Pionier Nikola ist zahlungsunfähig – und das ist wohl die einzige Bewegung, die dieses Unternehmen je wirklich hinbekommen hat.

Mehr Verluste als Kilometer
Man könnte meinen, dass ein Unternehmen, das mit jedem verkauften Lkw mehrere hunderttausend Dollar Verlust macht, irgendwann einen Strategie-Wechsel in Betracht zieht – oder zumindest den Taschenrechner richtig benutzt. Doch Nikola hielt eisern daran fest, eine neue Ära der Mobilität einzuläuten – eine, in der der Spruch „Wir fahren mit Verlust, aber dafür emissionsfrei!“ zum Leitmotto wurde.

Nun meldet das Unternehmen Gläubigerschutz nach Chapter 11 an – oder wie es in Laien-Deutsch heißt: „Sorry Leute, wir haben alles ausgegeben, können aber noch ein paar Kabel verkaufen.“

Kein Geld mehr für den rollenden Hügelstürzer
Der Plan, mit batteriebetriebenen Lkw die Transportbranche umzukrempeln, wurde irgendwann aufgegeben – wahrscheinlich als man feststellte, dass Ladesäulen nicht einfach von selbst aus dem Boden wachsen. Stattdessen setzte Nikola auf Wasserstoff-Brennstoffzellen. Ein mutiger Schritt, wenn man bedenkt, dass Wasserstofftankstellen ungefähr so häufig sind wie Einhörner im Straßenverkehr.

Doch auch das half nichts: Die Liquidität schmolz schneller als ein Schoko-Eis in der Wüste Arizonas – von über 400 Millionen Dollar auf zuletzt 47 Millionen. Nikola verkaufte zwar Lkw, aber dabei musste das Unternehmen so viel Geld drauflegen, dass es billiger gewesen wäre, jedem Spediteur ein Ferrari-Cabrio mit lebenslanger Tankfüllung zu schenken.

Die Aktie: Vom Highspeed-Rennen zur Geisterfahrt
Nikolas Börsenreise war ein wahrer Krimi. 2020 schoss die Aktie in die Höhe, als Investoren glaubten, hier entstehe der nächste Tesla. Doch während Tesla immerhin Autos baut, die sich eigenständig bewegen können, bekam Nikola das nur mithilfe der Schwerkraft hin.

Der legendäre Moment: Ein Nikola-Truck rollte in einem Werbevideo scheinbar dynamisch über eine Straße – tatsächlich wurde er einfach nur einen Hügel hinuntergeschoben. Das kam heraus, als der berüchtigte Leerverkäufer Hindenburg Research mal genauer hinsah und Nikola des dreistesten Marketings seit der Fyre Festival-Werbung überführte.

Das Ergebnis: Gründer Trevor Milton wurde wegen Betrugs zu vier Jahren Haft verurteilt. Man könnte fast Mitleid haben, wenn er nicht Investoren um Millionen gebracht hätte – für ein Unternehmen, das es nicht mal schaffte, ein funktionierendes Lkw-Werbevideo zu drehen.

Letzte Tankfüllung für Nikola
Nun also das offizielle Ende. Das Unternehmen hält noch ein paar Sonderangebote für Restposten, sprich: Es gibt noch ein paar Ersatzteile für Kunden, die aus irgendeinem Grund immer noch einen Nikola-Lkw haben. Danach wird das Licht ausgemacht.

Nikola ist damit in illustrer Gesellschaft: Fisker, Proterra, Lordstown Motors – sie alle versuchten, mit revolutionären Elektrofahrzeugen den Markt zu erobern. Jetzt teilen sie sich die Parkplätze auf dem Schrottplatz der gescheiterten US-Elektroautobauer.

Fazit: Nikola wollte die Transportbranche auf den Kopf stellen. Am Ende schaffte das nur ihre eigene Bilanz.

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