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Niemand kriegt die US-Wirtschaft klein – trotz aller Belastungen

wiggijo (CC0), Pixabay
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Die Amerikaner klagen über die Wirtschaft, doch an der Ladenkasse benehmen sie sich, als sei alles bestens.

Laut Handelsministerium stiegen die Konsumausgaben im August um 0,6 Prozent – deutlich stärker als erwartet. Auch der Einzelhandel legte im selben Monat um 0,6 Prozent zu. Selbst die jüngsten Unternehmenszahlen zeigen: Die Kunden bleiben trotz hoher Preise treu. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im zweiten Quartal so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr – ebenfalls getragen vom Konsum.

Miese Stimmung, starke Zahlen

Trotzdem: In den Umfragen rauscht die Wirtschaft durch. Das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan fiel im September auf 55,1 Punkte – einer der schlechtesten Werte seit 1952. Kein Wunder: Die Inflation zieht wieder leicht an (2,9 Prozent im August), Erinnerungen an die Preisexplosion der Biden-Jahre sitzen tief.

Auch Präsident Donald Trumps Zollpolitik drückt. Neue Importzölle auf Möbel, Lastwagen und Medikamente belasten Preise und Konsum. Parallel stagniert der Arbeitsmarkt: Im Juni gingen erstmals seit 2020 Jobs verloren.

Und doch: Die US-Wirtschaft wächst. Die Notenbank von Atlanta erwartet fürs laufende Quartal fast vier Prozent Plus – trotz Zinsen, Unsicherheit und schlechter Laune.

„Vibecession“ – Krise im Kopf

Das Phänomen ist nicht neu. Schon während der Inflation 2022/23 hielten Ökonomen fest: Die Stimmung ist im Keller, die Fakten sind robust. Damals entstand das Schlagwort „Vibecession“ – gefühlte Rezession.

Heute wiederholt sich das Muster: Preise steigen zwar, aber weit entfernt vom 9,1-Prozent-Schock von 2022. Jobs werden langsamer geschaffen, aber die Arbeitslosigkeit bleibt niedrig. Viele Haushalte profitieren noch von günstigen Hypotheken aus den Nullzinsjahren.

„Das weiche Sentiment steht im Kontrast zu den harten Daten“, sagt Oren Klachkin von Nationwide Financial. „Am Ende zählen die Ausgaben – und die laufen.“

Zwei Geschwindigkeiten

Doch nicht alle profitieren. Wohlhabende Haushalte konsumieren weiter, ärmere kämpfen mit hohen Lebenshaltungskosten. Fed-Chef Jerome Powell sprach jüngst von einer „K-Ökonomie“ – oben läuft’s, unten stockt’s.

Da aber zwei Drittel des BIP vom Konsum abhängen, reicht die Kaufkraft der oberen Schichten bislang, um die Maschine am Laufen zu halten.

Wo die Risiken lauern

Trotzdem könnte der Aufschwung kippen.

  • Arbeitsmarkt: Jobzuwächse reichen kaum noch, um das Bevölkerungswachstum auszugleichen. Vor allem die schwarze Bevölkerung verzeichnet steigende Arbeitslosigkeit – oft Vorbote für breitere Entlassungen.

  • Staat: Ein drohender Regierungsstillstand und mögliche Stellenstreichungen würden zusätzlich belasten.

  • Konsum: Viele Haushalte finanzieren Käufe auf Pump – mit teuren Krediten oder „Buy now, pay later“. Kreditwürdigkeit sinkt, Zahlungsdruck steigt.

  • Börse: Aktienindizes erklimmen Rekorde, doch Bewertungen sind überzogen. Experten warnen vor einer KI-Blase.

  • Zölle: Bisher haben Großhändler die Mehrkosten getragen. Doch laut Citi-Ökonom Nathan Sheets geben Firmen bisher nur 30 bis 40 Prozent der Zollkosten weiter. Sollte sich das ändern, drohen steigende Preise für Verbraucher.

Fazit

Die US-Wirtschaft wirkt wie unverwüstlich – sie wächst trotz mieser Stimmung, Handelskriegen und schwächelnder Jobs. Aber sie tanzt auf dünnem Eis: Sollte Konsum oder Arbeitsmarkt ins Rutschen geraten, kippt das Bild schnell.

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