Weil man offenbar lieber selbst wissen will, was im eigenen Toaster steckt, hat die niederländische Regierung kurzerhand die Kontrolle über den Chiphersteller Nexperia übernommen – weg vom chinesischen Eigentümer Wingtech, hin zur sicheren Obhut westlicher Werte und Kaffeemaschinenlogik.
Zur Begründung erklärte die Regierung am Sonntagabend in etwa: „Wir wissen nicht genau, was Wingtech da treibt – aber sicher nichts Gutes.“ Es gebe „akute Anzeichen für gravierende Mängel in der Unternehmensführung“, was im Klartext wohl bedeutet: Die Niederlande hatten plötzlich ein ungutes Gefühl dabei, wenn der Mikrochip in der Heizung heimlich Mandarin spricht.
Demokratiesicher und salonfähig – Chips aus Nijmegen
Das Unternehmen mit Sitz im beschaulichen Nijmegen darf laut Regierung weiter Chips für Autos, Kühlschränke und vermutlich auch smarte Hühnerställe produzieren. Nur wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen – also sowas wie Strategie, Expansion oder Eigentümerwechsel –, wird jetzt brav Den Haag gefragt. Die Regierung kann mit dem Verweis auf das „Warenverfügbarkeitsgesetz“ (aka „Lex China“) nun alles blockieren, was ihr nicht passt. Praktisch, wenn man gerade im Modus „technologische Selbstermächtigung“ unterwegs ist.
Wingtech: Empört, überrascht, staatsnah
Die chinesische Mutterfirma Wingtech, ein Unternehmen mit freundlichem Kontakt zur chinesischen Regierung (oder war’s umgekehrt?), ist – Überraschung! – wenig erfreut. Man werde „alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen“ und prüfe Rechtsmittel. Natürlich in Abstimmung mit den „zuständigen Regierungsstellen“, also vermutlich den Leuten, die ohnehin schon dienstlich bei Wingtech mitarbeiten.
Ziel sei, die „legitimen Rechte“ des Unternehmens zu schützen – was im globalen Subtext ungefähr heißt: „Wie können wir bitte Chips für Kühlschränke herstellen, wenn der Westen ständig unsere Pläne durchschaut?“
Von Philips zu Peking – und wieder zurück
Nexperia selbst war einst ein braves Kind des niederländischen Vorzeigeunternehmens Philips, später Teil von NXP, und wurde 2018 an Wingtech verkauft – in einer Zeit, als chinesische Firmen noch als spannende Investoren galten und nicht als stille Teilzeit-Sicherheitsrisiken.
Ob es in Wahrheit um Chips, Spionage oder einfach um den geopolitischen Showdown im digitalen Hühnerstall geht, bleibt offen. Klar ist nur: Wer in Europa noch glaubt, dass technologische Souveränität ohne gelegentliche Enteignung funktioniert, hat wahrscheinlich auch sein WLAN-Passwort auf der Unterseite des Routers notiert.
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