Expertinnen und Experten warnen erneut vor den Risiken kosmetischer Filler-Injektionen im Gesicht. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass falsch gesetzte Filler blutführende Gefäße blockieren können – mit potenziell schweren Folgen wie Gewebeschäden, Hautverlust oder sogar Erblindung.
Ultraschallstudie analysiert 100 Komplikationsfälle
Ein internationales Forschungsteam hat mithilfe von Ultraschalluntersuchungen 100 Fälle analysiert, in denen Filler-Injektionen schiefgegangen waren. Die Studie, die auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America vorgestellt wird, dokumentiert das Ausmaß der vaskulären Komplikationen.
Die Leitautorin, Radiologin Dr. Rosa Sigrist von der Universität São Paulo, erklärt:
Obwohl solche Gefäßverschlüsse selten seien, könnten sie verheerende Folgen haben. Wenn Filler versehentlich in ein Blutgefäß oder zu nah an einer Arterie injiziert wird, kann dies die Blutzufuhr unterbrechen – ein Zustand, der ohne schnelle Behandlung zu Gewebeabsterben und dauerhaften Gesichtsveränderungen führen kann.
Risiko Erblindung – besonders gefährliche Zonen im Gesicht
Besonders riskant sind Injektionen im Bereich der Nase, weil dort zahlreiche kleine Gefäße mit großem Einfluss auf die Durchblutung wichtiger Kopfregionen verlaufen.
Werden diese beschädigt, drohen:
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schwere Haut- und Gewebeschäden
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dauerhafte Narbenbildung
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Erblindung
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im Extremfall sogar ein Schlaganfall
Dermal Filler werden häufig zur Faltenreduzierung oder zur Konturierung von Lippen und Nase eingesetzt. Doch je näher die Injektion an empfindlichen Gefäßstrukturen liegt, desto höher das Risiko einer Fehlplatzierung.
Ergebnisse: Durchblutungsstörungen bei der Hälfte aller Fälle
Die Forschungseinrichtungen aus Brasilien, Kolumbien, Chile, den Niederlanden und den USA werteten Fälle aus, die zwischen Mai 2022 und April 2025 aufgetreten waren.
Die Ergebnisse sind alarmierend:
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In knapp der Hälfte der Fälle zeigte der Ultraschall keinen Blutfluss in kleineren Gefäßen, die oberflächliche mit tieferen Arterien verbinden.
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In einem Drittel der Fälle war sogar der Blutfluss in größeren Gesichtsarterien vollständig blockiert.
Diese Befunde belegen, wie schnell selbst scheinbar harmlose kosmetische Eingriffe zu ernsten medizinischen Notfällen werden können.
Appell an Kliniken: Ultraschall vor jeder Filler-Behandlung
Die Forscher empfehlen, Filler-Behandlungen künftig systematisch mithilfe von Ultraschall vorzubereiten. So können Ärztinnen und Ärzte die genaue Lage wichtiger Gefäße bestimmen und das Risiko gefährlicher Injektionen minimieren.
Kosmetische Eingriffe müssen laut Sigrist stärker reguliert und nur von qualifizierten Fachkräften durchgeführt werden. Fälle, in denen Patienten von nicht-medizinischem Personal behandelt werden – teils sogar in privaten Wohnungen oder öffentlichen Toiletten – hätten die größte Komplikationsrate.
Fazit: Filler sind kein harmloser Trend
Der Markt für Schönheitsbehandlungen boomt – doch die aktuelle Studie zeigt, dass die Eingriffe erhebliche Risiken bergen können, wenn sie unsachgemäß durchgeführt werden. Aufklärung, strengere Standards und moderne Diagnosemethoden könnten künftig verhindern, dass aus ästhetischen Behandlungen medizinische Notfälle werden.
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