Also, stellen wir uns das mal vor: Eine Rakete mit einem nuklearen Gruß flattert Richtung Chicago, und im Weißen Haus klingelt nicht etwa das rote Telefon, sondern Netflix. Kathryn Bigelow, bekannt für Filme über Explosionen mit moralischer Botschaft, liefert mit „A House of Dynamite“ jetzt die Version für alle, die schon immer wissen wollten: Was passiert eigentlich, wenn wirklich einer auf den Knopf drückt?
18 Minuten bis zur Apokalypse – oder bis zum nächsten Werbeblock
Im Film bleibt den US-Offiziellen genau 18 Minuten, um die Welt zu retten. Klingt nach einem durchschnittlichen DHL-Zustellversuch.
Man startet also den sogenannten „Ground-Based Interceptor“, ein Raketenabwehrsystem, das theoretisch eine anfliegende Nuklearwaffe stoppen soll – Erfolgsquote laut Tests: 61 Prozent.
Oder wie man in Vegas sagen würde: „Bitte setzen Sie alles auf rot, es könnte ja klappen.“
Im echten Leben ist das übrigens noch schlimmer. Denn bei den Tests weiß man wenigstens, woher die Rakete kommt. In der Realität wäre das eher: „Wir haben ein Signal, es könnte eine Rakete sein – oder ein besonders wütender Wetterballon.“
Das Märchen vom „Goldenen Schutzschild“
US-Präsident Donald Trump (in der Filmrealität natürlich wieder Dauerkulisse für Weltuntergangsstimmung) hat angeblich die Vision eines „Golden Dome“ über den USA – ein Raketenabwehrsystem mit Lasern und Satelliten.
Klingt nach „Star Wars“, ist aber eher „Star Wurst“: teuer, technisch fragwürdig und mit der Erfolgswahrscheinlichkeit eines IKEA-Regalaufbaus ohne Anleitung.
Seit Reagan träumt Amerika von einer Welt, in der Laser aus dem All böse Raketen einfach verdampfen.
Aber Physiker sagen: „Nette Idee – leider steht die Realität im Weg.“
Der Präsident, der Koffer und das Menü des Grauens
Dann gibt’s da noch die legendäre „nuclear football“ – eine harmlose Aktentasche, die aber die Welt in Sekunden beenden kann.
Innen drin: ein Menü mit Angriffsszenarien.
„Option 1: Ziel A, 10 Millionen Tote.
Option 2: Ziel B, 30 Millionen.
Option 3: Alles.“
Quasi Uber Eats für Apokalypse.
Und das Beste: Der Präsident darf ganz allein entscheiden. Keine Abstimmung, kein „Vielleicht sollten wir drüber reden“ – einfach Knopf drücken.
Der erschreckendste Teil: Laut Insidern übt kein US-Präsident diese Entscheidung. Man erklärt ihm das einmal kurz („Da ist der Knopf, bitte nicht aus Versehen drücken“) – und das war’s.
Was lernen wir daraus?
Dass wir alle mit erschreckend viel Vertrauen in ein System leben, das auf der Hoffnung basiert, dass niemand einen schlechten Tag im Büro hat.
Und dass „Sicherheitspolitik“ in Wahrheit bedeutet, dass neun Länder genug Sprengkraft besitzen, um die Menschheit mehrfach zu löschen – aber alle so tun, als wäre das unter Kontrolle.
Fazit:
„A House of Dynamite“ ist kein gewöhnlicher Thriller – es ist eine Komödie des Wahnsinns, getarnt als Drama.
Man schaut zu, wie Menschen in schicken Uniformen auf Bildschirme starren, während sie hoffen, dass Mathematik, Physik und Glück gemeinsam funktionieren.
Und am Ende bleibt nur eine Frage offen:
Warum bauen wir immer neue Raketenabwehrsysteme, anstatt mal das eigentliche Problem zu lösen – dass irgendjemand überhaupt Raketen braucht?
Oder wie es ein Zuschauer im Netz kommentierte:
„Das Beruhigende an der Realität ist: Wenn’s wirklich passiert, haben wir keine Zeit mehr, uns zu beschweren.“
Na dann, schönen Weltuntergang noch – exklusiv auf Netflix.
Kommentar hinterlassen