US-Präsident Donald Trump ist auf dem Weg nach Israel, wo am Montag die Freilassung von 20 noch lebenden israelischen Geiseln aus dem Gazastreifen erwartet wird. Gleichzeitig sollen fast 2.000 palästinensische Gefangene aus israelischer Haft entlassen werden – Teil der ersten Phase eines von den USA vermittelten Waffenstillstandsabkommens.
Während Trumps Besuch wird er Premierminister Benjamin Netanjahu treffen, die israelische Knesset (Parlament) ansprechen und Angehörige der Geiseln treffen. Anschließend reist er weiter nach Sharm el-Sheikh in Ägypten, wo er mit mehr als 20 Staats- und Regierungschefs über die Zukunft des Gazastreifens berät.
Geiselnahmen und humanitäre Lage
Die Freilassungen sollen ab 8:00 Uhr Ortszeit (7:00 Uhr MESZ) in drei Gruppen erfolgen, wie Angehörige informiert wurden. Während in Tel Aviv auf dem zentralen Hostages Square eine öffentliche Live-Übertragung vorbereitet wird, herrscht gespannte Erwartung in der Bevölkerung. Dort traten Künstler auf, u. a. der jüdisch-amerikanische Rapper Kosha Dillz.
Parallel zur Geiselfreilassung sollen die palästinensischen Häftlinge nach Gaza gebracht werden – laut israelischem Premierministerbüro mit Bussen direkt über die Grenze.
Unterdessen bleibt die humanitäre Lage in Gaza katastrophal: Trotz des Waffenstillstands wurden allein in den letzten drei Tagen 323 Tote gemeldet, die meisten unter Trümmern geborgene Leichen. Über 430.000 Wohnungen wurden seit Beginn des Kriegs zerstört – laut UN-Angaben rund 92 % der Wohngebäude in Gaza.
Hilfslieferungen angelaufen – UN sieht „echte Fortschritte“
Die Vereinten Nationen sprechen von „echten Fortschritten“ bei der humanitären Versorgung seit Beginn der Waffenruhe am Freitag. Erstmals seit März gelangte wieder Kochgas nach Gaza. Außerdem konnten Nahrungsmittel, Medikamente, Zelte und Decken eingeführt werden. Bisher seien 190.000 Tonnen Hilfsgüter genehmigt worden, so das UN-Büro OCHA.
Am ägyptischen Grenzübergang Rafah warten derzeit dutzende Hilfstransporte des Ägyptischen Roten Halbmonds mit Lebensmitteln, medizinischer Ausrüstung und Zelten auf Einreisegenehmigung.
Trump: „Der Krieg ist vorbei“
Trump zeigte sich vor seiner Ankunft in Israel auf Air Force One siegessicher: „Der Krieg ist vorbei“, sagte er. Er sei überzeugt, dass die Waffenruhe halten werde, da „die Menschen genug von diesem jahrhundertealten Konflikt“ hätten. Er lobte zudem Netanjahu: „Er ist ein Kriegspräsident und der richtige Mann zur richtigen Zeit.“
Begleitet wird Trump u. a. von Außenminister Marco Rubio, Verteidigungsminister Pete Hegseth, CIA-Chef John Ratcliffe sowie weiteren hochrangigen Beratern.
Iran bleibt dem Gipfel fern – interne Kritik in Israel
Obwohl eingeladen, wird der Iran nicht am Gipfeltreffen in Ägypten teilnehmen. Außenminister Abbas Araghchi begründete die Absage mit westlicher Sanktionen und Angriffen auf das iranische Volk, betonte jedoch, dass der Iran jeden Friedensprozess begrüße.
In Israel selbst regt sich Widerstand gegen das Abkommen. Drei rechtsgerichtete Abgeordnete, darunter Mitglieder von Netanjahus Regierungskoalition, haben angekündigt, Trumps Rede in der Knesset zu boykottieren. Sie kritisieren die Vereinbarung als „illusorisch“ und werfen ihr vor, Hamas-Strukturen zu verschonen.
Ein emotionaler Moment für Familien
Viele Familien warten sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer Angehörigen. So berichtet Moshe Lavi, Schwager eines Geisels, dass dessen kleine Töchter jeden Abend in den Himmel schauen, um ihrem Vater eine gute Nacht zu wünschen – ein Ritual, das sie mit ihm vor der Entführung gepflegt haben.
Fazit:
Mit der angekündigten Geiselfreilassung und dem diplomatischen Gipfel in Ägypten beginnt möglicherweise ein neues Kapitel im Nahostkonflikt. Doch die Herausforderungen – sowohl humanitär als auch politisch – bleiben gewaltig.
Kommentar hinterlassen