Nach dem Fehlstart des Börsengangs der Banca Populare di Vicenza

Der für Anleger in Deutschland ernüchternde Zinsmarkt motiviert zu einem Blick in andere Staaten. Dies erfolgt in der Hoffnung, dass Banken in EU-Ländern ebenso sicher sind wie die heimischen Großbanken. Bis zu Einlagen von Euro 100.000 sollten alle gleich sicher sein. Dennoch wird in Italien seit dem Frühjahr 2016 von Anläufen zur Bankenrettung gesprochen. Damals war  Signore Renzi noch in Amt und Würden. Bis zum Ende seiner Amtszeit hat sich das o. b. Institut pragmatisch selbst geholfen.

Als zehntgrößte Bank Italiens verspricht sie ihren Anlegern für hinterlegte Gelder 2,5% pro Jahr. Organisatorisch hatte sich von einer Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.  Der o. b. Börsengang scheiterte im Mai. Das ging zulasten des offiziellen Rettungsfonds „Atlante“, der Einlagen von Banken, Versicherungen, Sparkassenstiftung und öffentlich-rechtlichen Instituten retten und gleichzeitig die ca. 31% faulen Kredite der italienischen Banken beseitigen soll.

Vetternwirtschaft und Korruption waren im Bankwesen des Landes als Gerüchte gegenwärtig. Sollte sich dies gebessert haben oder wird heute weniger darüber gesprochen? Die Geschäftsanteile der Banca Populare di Vicenza waren 2015 zu Euro 62,50 verkauft worden. Im Laufe von 2016 waren sie noch zehn Euro-Cent wert. Die Bank hatte Ende 2015 Verbindlichkeiten von 7,8 Milliarden Euro, davon 6,6 Milliarden Euro gegenüber der EZB.

Die Vorwürfe beginnen mit der Verurteilung des Verzichts, Obligationen in Eigenkapital umzuwandeln. Dies ist nicht einfach, zumal viele italienische Kleinanleger vorher erworbene Obligationen anderer Banken auf Null abschreiben mussten. Großzügige Vorschläge von Renzi mit 80% Entschädigung fanden damals kein Wohlwollen. Für die Banca Populare di Vicenza war eine Notlösung zu suchen – aber es gibt in Italien viele erforderliche Notlösungen, darunter bei deutlich größeren Banken wie der Monte del Paschi di Siena.

Die Banca Populare di Vicenza tritt im Außenverhältnis unter dem Namen der Banca Nuova auf. Sie weist sich nach wie vor als Genossenschaft aus (Corporate Governance). Die Satzung des Instituts ist als Genossenschaft deklariert. Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft ist unter Bezug auf die zuständige Aufsichtsbehörde mit einem Grundkapital von circa 677 Millionen € ausgewiesen. Die parallel dazu erwartete Liquidität wird nicht aufgezeigt. Das Bilanzjahr richtet sich nach dem Kalenderjahr. Die Bilanz wird Anfang 2017 vorgelegt werden. In welchem Umfang werden italienische Anleger und Bürger anderer EU-Staaten überrascht sein?

Auf der Website wird die „Aussetzung von Kreditrückzahlungen“ zur Anmeldung ausgeschrieben – definiert als „Emergency Desasters“ gemäß Verordnung Nr. 388 vom 07.07.2016. Europäische Anleger können die o. b. 2,5% pro Jahr (bis € 100.000 sicher) erhalten – warum nicht einen Versuch nach Süden wagen? Goethe hat das mit klugen Worten auch getan.

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