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„MiCA schafft Ordnung im Krypto-Chaos – aber kein sicheres Paradies“

Tomasz_Mikolajczyk (CC0), Pixabay
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Interview mit Rechtsanwalt Daniel Blazek, BEMK Rechtsanwälte

Thema: Neue EU-Verbraucherinformationen, Risiken im Kryptomarkt und die Warnungen der BaFin zu Memecoins


Frage: Herr Blazek, die europäischen Aufsichtsbehörden haben gemeinsam ein neues Informationsblatt zu Kryptowerten veröffentlicht. Was steckt dahinter?

Daniel Blazek:
Das Informationsblatt ist ein gemeinsames Projekt der europäischen Aufsichtsbehörden EBA, EIOPA und ESMA sowie der nationalen Behörden wie der BaFin. Es soll Verbraucherinnen und Verbraucher in der gesamten EU über die Grundlagen von Kryptowerten informieren – also darüber, was Kryptowerte sind, welche Risiken sie bergen und was sich durch die neue MiCA-Verordnung ändert.
Das Besondere: Das Dokument ist interaktiv, erklärt Fachbegriffe in einfachen Worten und bietet eine klare Übersicht, welche Kryptowerte unter MiCA fallen und welche nicht. Ziel ist es, den Markt transparenter und den Anlegerschutz verständlicher zu machen.


Frage: Warum kommt dieses Informationsblatt gerade jetzt?

Daniel Blazek:
Weil die Nachfrage nach Kryptowerten in den letzten Jahren massiv gestiegen ist – und mit ihr leider auch Fehlinformationen, Betrugsfälle und überzogene Renditeversprechen.
Viele Anlegerinnen und Anleger wissen nicht, ob ein Anbieter überhaupt reguliert oder in der EU zugelassen ist. Genau hier setzt die neue Initiative an: Sie soll aufklären, bevor Geld verloren geht. Denn wie bei allen Finanzprodukten gilt – Unwissen ist das größte Risiko.


Frage: Die EU-Verordnung über Märkte für Kryptowerte, kurz MiCA, wird als Meilenstein gefeiert. Was ändert sich konkret?

Daniel Blazek:
MiCA schafft zum ersten Mal EU-weit einheitliche Regeln für Kryptounternehmen, Emittenten und Dienstleister. Sie legt fest, wer überhaupt Kryptowerte ausgeben oder entsprechende Dienstleistungen anbieten darf.
Unternehmen müssen künftig registriert und beaufsichtigt werden. Verbraucher profitieren davon, dass sie mehr Transparenz und klar definierte Rechte, etwa im Beschwerdefall, erhalten.
Aber wichtig ist: MiCA reguliert nicht alles. Es gibt weiterhin Kryptowerte und Anbieter, die außerhalb des EU-Rahmens agieren. Diese bleiben riskant – und hier greift der Verbraucherschutz nur eingeschränkt.


Frage: Die BaFin warnt aktuell ausdrücklich vor sogenannten Memecoins. Warum sind diese besonders gefährlich?

Daniel Blazek:
Memecoins sind meist reine Spekulationsobjekte, oft ohne technischen oder wirtschaftlichen Nutzen. Sie entstehen aus Internet-Memes – also aus Spaßprojekten – und leben fast ausschließlich von Hype und Aufmerksamkeit in sozialen Medien.
Das Problem: Influencer und sogenannte Finfluencer bewerben diese Coins mit unrealistischen Gewinnversprechen und appellieren an die Angst, „etwas zu verpassen“. Viele verschweigen aber, dass sie selbst an Kurssteigerungen verdienen.
Wenn die Euphorie vorbei ist, brechen die Kurse oft ins Bodenlose ein. Für Kleinanleger bedeutet das nicht selten Totalverlust. Die Warnung der BaFin ist deshalb mehr als berechtigt.


Frage: Welche Fragen sollte man sich stellen, bevor man in Kryptowerte investiert?

Daniel Blazek:
Die Aufsichtsbehörden empfehlen drei ganz zentrale Fragen:

  1. Bin ich mir der Risiken bewusst?
    Kryptowährungen sind volatil. Man sollte nur investieren, was man auch verlieren kann.

  2. Ist der Anbieter in der EU zugelassen?
    Das lässt sich im ESMA-Register prüfen. Nur registrierte Anbieter dürfen Kryptodienstleistungen nach MiCA anbieten.

  3. Sind meine Geräte und Schlüssel sicher?
    Wer den privaten Schlüssel verliert, verliert den Zugriff auf sein gesamtes Vermögen – unwiderruflich. Sicherheit darf hier kein Nebengedanke sein.


Frage: Bedeutet MiCA also automatisch mehr Sicherheit für Anlegerinnen und Anleger?

Daniel Blazek:
MiCA ist ein großer Fortschritt, aber keine Garantie. Die Verordnung sorgt für mehr Klarheit und schließt viele Grauzonen, die bisher von unseriösen Anbietern ausgenutzt wurden.
Aber sie kann Marktrisiken, Betrug oder menschliche Gier nicht verhindern. Auch ein regulierter Markt bleibt volatil. Die Anlegerinnen und Anleger müssen sich ihrer Verantwortung bewusst bleiben.


Frage: Wird MiCA Ihrer Einschätzung nach den Kryptomarkt in Europa grundlegend verändern?

Daniel Blazek:
Ja, auf jeden Fall. MiCA ist ein Signal, dass Europa bereit ist, Innovation und Verbraucherschutz in Einklang zu bringen. Seriöse Unternehmen werden profitieren, während dubiose Anbieter verschwinden dürften.
Langfristig könnte das den europäischen Kryptomarkt stabiler und glaubwürdiger machen – auch international. Aber es bleibt eine Übergangszeit: Bis Juli 2026 dürfen einige Anbieter noch nach nationalem Recht tätig sein. Erst danach greift der volle MiCA-Schutz.


Frage: Was ist Ihr persönlicher Rat an Verbraucherinnen und Verbraucher?

Daniel Blazek:
Lassen Sie sich nicht von Schlagworten oder Emotionen leiten. Prüfen Sie Anbieter sorgfältig, lesen Sie nach, was Sie kaufen – und vor allem: Verstehen Sie, worin Sie investieren.
Die beste Absicherung ist nicht ein Gesetz, sondern eigene Vorsicht und Bildung. Oder anders gesagt:

„MiCA schafft Ordnung im Krypto-Chaos – aber wer blind investiert, bleibt trotzdem im Nebel.“


Fazit:
Mit der MiCA-Verordnung und dem neuen Informationsblatt wollen EU und nationale Behörden Verbraucher besser schützen und Aufklärung fördern. Doch wie Rechtsanwalt Daniel Blazek betont, bleibt Krypto ein Hochrisikomarkt: „Wer investiert, sollte wissen, dass Risiko kein technischer Fehler, sondern Teil des Systems ist.


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