Der Sommer ist da – und mit ihm ein ganz besonderer Duft: Sonnencreme, Grillwürste und… Massentourismus. Während Einheimische verzweifelt nach einer ruhigen Seitengasse suchen, in der nicht gerade jemand „Bella Ciao“ auf dem Akkordeon spielt, feiern Tourist*innen auf Europas Inseln und Alpengipfeln ihre große Rückkehr. Oder waren sie überhaupt jemals weg?
Griechenland: Santorin, Mykonos, Rhodos – bitte rechts anstellen
Laut dem deutschen Statistischen Bundesamt teilen sich auf den griechischen Inseln der südlichen Ägäis (u.a. Santorin und Mykonos) mittlerweile ganze 117 Touristennächte auf einen einzigen Einheimischen. Da darf man sich schon fragen: Wer wohnt hier eigentlich noch – außer den Koffern? Nur wenig „einsamer“ geht es auf den Ionischen Inseln wie Korfu zu – dort sind es schlanke 98 Nächte pro Nase.
Tirol: Wanderstiefel trifft Menschenauflauf
Auch Tirol, die Heimat von Kühen, Kaiserschmarrn und 5-Sterne-Saunen, glänzt mit stolzen 50 Übernachtungen pro Einwohner. Man munkelt, dass mittlerweile jede zweite Berghütte einen eigenen Insta-Filter hat.
Der stille Osten – endlich Platz für dich und dein Handtuch
Wer dem Wahnsinn entkommen will, sollte einen Blick gen Osten werfen: In Teilen Polens und Rumäniens ist man als Tourist noch Exot. Da trifft man auf maximal eine andere Badehose pro Dorf. Entspannung garantiert – WLAN leider nicht.
Kanarische Inseln: Tourismus-König, aber mit Stil
Die Kanaren führen zwar in absoluten Zahlen das EU-Ranking an, bleiben mit 43 Übernachtungen pro Kopf aber überraschend moderat. Vielleicht liegt es daran, dass dort nicht nur der Sand, sondern auch die Gäste fein sind?
Zuckerschock und Zimmernot: Wenn Tourismus kippt
Klingt alles nach Sonne, Sangria und Souveränität – doch hinter den Postkartenfassaden kriselt’s. Wohnraum wird knapp (und teuer), Kellner*innen schuften für wenig Geld, und der örtliche Bäcker kann sich seine eigene Semmel bald nicht mehr leisten, weil er neben einem Airbnb wohnt.
Mallorca: Vom Ballermann zur Barrikade
Mallorca ist der emotionale Spitzenreiter in der Protest-Disziplin. Slogans wie „Deutsche raus“ oder „Tourismus macht frei“ zieren mittlerweile mehr Wände als Streetart. Auf der Tapas-Karte stehen Wut, Wermut und Widerstand.
Und jetzt? Selfiestange einpacken oder Solidarität zeigen?
Tourismus bleibt ein zweischneidiges Schwert: Wirtschaftlich überlebenswichtig, aber sozial und ökologisch zunehmend explosiv. Es braucht neue Regeln – und vielleicht ein bisschen mehr Respekt für die Menschen hinter der Hotelrezeption.
Bis dahin: Wer im Urlaub keine Massen erleben will, sollte nicht unbedingt nach Mykonos fliegen – sondern vielleicht einfach mal Tante Gertrud im Erzgebirge besuchen. Da gibt’s auch Kuchen. Und WLAN.
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