Nach mehr als drei Jahrzehnten im Gefängnis könnte sich für die Menendez-Brüder, Erik und Lyle, die Tür zur Freiheit öffnen. Am Dienstag begann in Los Angeles die lang erwartete Neuverhandlung über eine mögliche Neuverurteilung der Brüder, die 1989 wegen des Mordes an ihren Eltern Jose und Kitty Menendez zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt wurden.
Hintergrund: Mordfall Menendez
Die Brüder Erik und Lyle Menendez wurden 1996 für die Ermordung ihrer Eltern mit einer Schrotflinte verurteilt. Vor Gericht hatten sie geltend gemacht, aus Angst um ihr Leben gehandelt zu haben, nachdem sie jahrelang von ihrem Vater körperlich und sexuell missbraucht worden seien. Die Geschworenen folgten dieser Argumentation jedoch nicht, und die Brüder wurden zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf Bewährung verurteilt.
Warum jetzt eine Neuverurteilung?
Der Fall hat in den letzten Jahren durch Dokumentationen und Serien auf Plattformen wie Netflix erneut große mediale Aufmerksamkeit erlangt. Dies führte zu einer breiten öffentlichen Unterstützung für die Wiederaufnahme des Verfahrens. Der ehemalige Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, George Gascón, setzte sich dafür ein, die Brüder neu zu verurteilen, was ihre sofortige Bewährungsfähigkeit ermöglicht hätte.
Politische Wende erschwert Freilassung
Die politische Landschaft änderte sich jedoch: Nach seiner Wahlniederlage gegen Nathan J. Hochman verfolgt dieser nun eine härtere Linie und versucht, die Brüder weiterhin hinter Gittern zu halten. Hochman beruft sich dabei auf einen aktuellen Bericht des kalifornischen Bewährungsausschusses. Dieser stuft die Brüder als „moderates Risiko“ für die Öffentlichkeit ein und verweist auf Verstöße während ihrer Haftzeit, darunter der unerlaubte Besitz von Mobiltelefonen.
Gericht gibt Hochman einen Dämpfer
Am Dienstag lehnte Richter Michael V. Jesic Hochmans Antrag ab, die von Gascón eingeleitete Neuverurteilung zurückzuziehen. Gleichzeitig verzichtete die Verteidigung unter Anwalt Mark Geragos auf eine Petition, die eine Absetzung Hochmans forderte. Geragos erklärte, er wolle die Verhandlungen zügig fortsetzen und plant, mehrere Zeugen und Sachverständige aufzurufen.
Weitere Chancen auf Freiheit
Neben der Neuverurteilung läuft ein Gnadengesuch bei Gouverneur Gavin Newsom. Dieser hat die kalifornische Bewährungskommission gebeten, eine Risikobewertung durchzuführen. Die Entscheidung über eine mögliche Begnadigung soll im Juni getroffen werden.
Wird die Vergangenheit neu bewertet?
Die Neuverhandlung bietet den Brüdern die Chance, neue Beweise und Zeugenaussagen vorzubringen, die die Missbrauchsvorwürfe untermauern könnten. Sollte Richter Jesic der Verteidigung zustimmen, könnten Erik und Lyle Menendez unmittelbar auf Bewährung entlassen werden.
Fazit: Hoffnung auf ein neues Kapitel
Die Frage nach Gerechtigkeit bleibt im Fall der Menendez-Brüder umstritten. Während die Öffentlichkeit zunehmend Verständnis für ihre damalige Lage zeigt, bleibt die Justiz gespalten. Ob die Brüder nach mehr als 30 Jahren tatsächlich freikommen, hängt nun von den Aussagen der Experten und Zeugen ab – und letztlich von der Entscheidung des Richters und des Gouverneurs.
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