Mark Carney, ehemaliger Gouverneur der Bank of Canada und der Bank of England, ist zum neuen Vorsitzenden der Liberalen Partei Kanadas gewählt worden. In einer parteiinternen Abstimmung setzte er sich mit rund 86 % der Stimmen durch und tritt damit die Nachfolge von Justin Trudeau an. Carney wird nun als Premierminister fungieren und die Partei in die bevorstehenden Parlamentswahlen führen, die spätestens im Oktober 2025 stattfinden müssen, jedoch möglicherweise früher angesetzt werden.
Herausforderungen für Carney: Handelsstreit mit den USA
Eines der drängendsten Themen für Carney ist das zunehmend angespannte Verhältnis zwischen Kanada und den USA unter Donald Trumps Präsidentschaft. Trump hat Kanada wiederholt für illegale Einwanderung in die USA verantwortlich gemacht, mit dem Gedanken gespielt, Kanada als „51. Bundesstaat“ zu bezeichnen, und erhebliche Zölle auf kanadische Importe verhängt. Die US-Regierung argumentiert, dass diese Maßnahmen notwendig seien, um den angeblichen Fentanyl-Schmuggel aus Kanada einzudämmen.
Carney reagierte in seiner Antrittsrede scharf auf Trumps Handelsmaßnahmen und kündigte an, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, bis die USA Kanada mit „Respekt“ behandelten. „Neue Bedrohungen erfordern neue Ideen und einen neuen Plan“, betonte er und machte klar, dass Kanada nicht nachgeben werde: „In Handel wie im Eishockey – Kanada wird gewinnen.“
Spannungen in der kanadischen Politik: Duell mit Pierre Poilievre
Carney wird voraussichtlich auf Pierre Poilievre, den Vorsitzenden der Konservativen Partei, treffen, der derzeit in den Umfragen führt. Poilievre, oft mit Trump verglichen, hat sich zuletzt bemüht, sich von Trumps Politik zu distanzieren und betont, dass er „kein MAGA-Politiker“ sei.
In einer Wahlkampfveranstaltung griff Poilievre Carney direkt an:
„Als Teil von Trudeaus Regierung hat Carney Kanada geschwächt und verarmt. Aber als Banker hat er die USA reicher und stärker gemacht.“
Carney konterte scharf: „Donald Trump will uns spalten und schwächen. Poilievres Plan sorgt dafür, dass wir genau das werden: gespalten und bereit zur Eroberung.“
Trudeaus Erbe und die politische Wende
Justin Trudeau führte die Liberalen seit 2015 an und wurde drei Mal zum Premierminister gewählt. Doch seine Amtszeit war zuletzt von innenpolitischen Krisen, wirtschaftlicher Unzufriedenheit und dem Rücktritt seiner Finanzministerin Chrystia Freeland überschattet. Trudeau warnte, dass die aktuellen Spannungen mit den USA eine existenzielle Bedrohung für Kanada darstellen:
„Dies ist ein entscheidender Moment für unsere Nation. Kanada zeigt gerade, woraus wir gemacht sind.“
Carneys Vision: Wirtschaftliche Stabilität und Klimaschutz
Als Wirtschaftsexperte plant Carney, Kanadas natürliche Ressourcen und den Clean-Energy-Sektor stärker zu nutzen. Er setzt auf eine Verschiebung der Steuerlast von Verbrauchern auf Unternehmen, insbesondere durch eine Reform der CO₂-Abgabe. Seine Strategie:
- Kanada als führende Nation für saubere Energie etablieren
- Investitionen in kritische Mineralien und grüne Technologien fördern
- Großkonzerne stärker für CO₂-Emissionen zur Verantwortung ziehen
Fazit
Mit Carney steht Kanada ein erfahrener Finanzstratege vor, der sich als Trump-Gegenspieler und wirtschaftlicher Stabilitätsgarant positioniert. Ob er jedoch das Momentum der Konservativen um Poilievre brechen kann, bleibt abzuwarten. Der Handelsstreit mit den USA dürfte dabei eine zentrale Rolle im Wahlkampf spielen.
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