In Berlin geht’s wieder rund – diesmal nicht auf der Fanmeile, sondern im Bundestag: Der Streit um den neuen Wehrdienst ist derart eskaliert, dass selbst langjährige Koalitionstherapeuten mittlerweile zur Schnapsflasche greifen. Union und SPD haben sich gestern Nachmittag kurzerhand nicht auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt und stattdessen ihre geplante Pressekonferenz so spontan abgesagt, wie ein Teenager den Elternbesuch bei Oma.
Was war passiert? Eine mühsam ausgehandelte Grundsatzeinigung zwischen den politischen Unterhändlern – vermutlich bei lauwarmem Kaffee und trockenen Keksen – wurde in der SPD-Fraktion mit der Begeisterung eines Zahnarzttermins aufgenommen. Insbesondere ein Vorschlag der Union brachte die Stimmung endgültig zum Kippen: Ein Losverfahren soll darüber entscheiden, wer künftig den Rucksack schultert – und wer weiter Netflix schauen darf. Das kam in der SPD so gut an wie vegane Würstchen auf dem CSU-Grillfest.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), eigentlich Vater des ursprünglichen Gesetzes, zeigte sich plötzlich so überrascht vom Unions-Vorschlag, als hätte man ihm einen Aluhut geschenkt. Vor versammelter Mikrofonbatterie distanzierte er sich dann auch direkt: „Das war nicht meine Idee. Das war eine Unions-Idee.“ Übersetzt: Wenn das Ding abstürzt, bin ich nicht der Pilot.
Koalitionsk(r)ampf reloaded
Eigentlich wollte man nach der Sommerpause ja weniger streiten – wie ein Paar, das sich fest vornimmt, beim nächsten IKEA-Besuch nicht wieder in Trennung zu enden. Aber siehe da: Der nächste Krach ließ nicht lange auf sich warten. Nach den verpatzten Verfassungsrichter-Wahlen und dem Strompreis-Fiasko reiht sich die Wehrdienst-Debatte nun würdevoll ein in die lange Liste politischer Beziehungskrisen.
Dabei hatte das Kabinett schon im August brav den Pistorius-Plan abgenickt: Freiwilligkeit statt Zwang – eine Art „Wehrdienst mit Wohlfühlfaktor“. Doch die Union bekam bei so viel Harmonie offenbar Schnappatmung. Ihr Vorschlag: Wenn nicht genug Freiwillige kommen, wird einfach ausgelost. So wie früher bei der Tombola im Schützenverein – nur mit weniger Bockwurst und mehr Grundgesetz.
Ob das Gesetz nun wie geplant am Donnerstag in den Bundestag marschiert oder vorher nochmal über die Humorabteilung des Bundeskanzleramts muss, ist derzeit völlig offen. Sicher ist nur: Die Lostrommel dreht sich. Und Deutschland schaut zu.
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