Großbritannien verschärft seinen Kurs gegen zuckerhaltige Getränke und dehnt die bestehende Zuckersteuer auf eine Produktgruppe aus, die lange außen vor blieb: Milchshakes, Eiskaffees und gezuckerte Latte-Getränke. Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass die bisherige Ausnahme für verpackte Milchgetränke ab Januar 2028 auslaufen wird.
Doch damit nicht genug: Der Schwellenwert für die Abgabe wird gleichzeitig abgesenkt – von bislang 5 Gramm Zucker pro 100 Milliliter auf 4,5 Gramm. Schon kleine Rezepturabweichungen könnten damit künftig zu Steuerzahlungen führen.
Warum die Regierung eingreift
Die Zuckersteuer wurde 2016 eingeführt, um der stark zunehmenden Fettleibigkeit im Land entgegenzuwirken. Sie gilt als eine der wirksamsten Gesundheitsmaßnahmen der vergangenen Jahre: Mehrere Hersteller reduzierten daraufhin freiwillig den Zuckergehalt ihrer Getränke, um zusätzliche Kosten zu vermeiden.
Milchshakes und Coffee-Drinks blieben bisher ausgenommen, obwohl sie oft erheblich mehr Zucker enthalten als typische Softdrinks. Ein Beispiel aus britischen Marktanalysen: Manche gekühlte Milchshakes kommen auf über 12 Gramm Zucker pro 100 Milliliter – also das Doppelte bis Dreifache einer Cola.
Nach Einschätzung der Regierung sendet die Ausnahme daher eine falsche Botschaft: Produkte, die wie ein Dessert getrunken werden können, sollten nicht steuerlich bevorzugt werden.
Welche Auswirkungen sind zu erwarten?
Für Verbraucher:
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Viele beliebte Produkte könnten teurer werden.
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Hersteller könnten Rezepturen ändern, um unter den neuen Grenzwert zu fallen.
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Gesundheitsorganisationen rechnen mit einem Rückgang des Konsums besonders zuckerreicher Drinks.
Für Hersteller und Handel:
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Kostensteigerungen durch die Steuer oder durch Reformulierungen.
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Wettbewerbsvorteil für Marken, die schon heute „reduced sugar“-Varianten anbieten.
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Wahrscheinlich stärkere Ausrichtung auf zuckerfreie oder proteinreiche Milchgetränke.
Für die öffentliche Gesundheit:
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Die Regierung erhofft sich langfristig eine weitere Verringerung des Zuckerkonsums und damit weniger ernährungsbedingte Erkrankungen.
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Experten erwarten, dass die Wirkung ähnlich deutlich sein könnte wie bei der Limonadensteuer 2016.
Kritik und offene Fragen
Wie schon bei der Einführung 2016 regt sich auch diesmal Widerstand. Kritikpunkte sind:
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Sorgen vor höheren Kosten für einkommensschwache Haushalte.
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Der Vorwurf, die Regierung konzentriere sich zu stark auf Steuern statt auf Ernährungsbildung.
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Die schwierige Abgrenzung zwischen natürlichen Milchzuckern und zugesetztem Zucker.
Trotzdem bleibt die Regierung bei ihrer Linie: Wer den hohen Krankheits- und Behandlungskosten durch Fettleibigkeit entgegenwirken wolle, müsse „dort ansetzen, wo die überschüssigen Zucker tatsächlich konsumiert werden“.
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