Nach knapp zehn Jahren wildem Drehen im digitalen Geldwaschsalon ist Schluss: Die Plattform cryptomixer.io, einst liebevoll „die Waschmaschine der Underground Economy“ genannt, wurde von deutschen und Schweizer Behörden feierlich vom Netz genommen.
Wie aus einer (sichtlich zufriedenen) Mitteilung der Ermittler hervorgeht, wurden nicht nur die Server stillgelegt, sondern auch symbolische 25 Millionen Euro in Kryptowährungen eingesackt – vermutlich ein kleiner Bruchteil dessen, was durch den digitalen Schleudergang geflossen ist. Die Aktion lief unter dem griffigen Arbeitstitel „Operation Waschbär Deluxe“.
Beteiligt waren unter anderem:
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Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt (Spezialgebiet: Kriminalromane in Echtzeit),
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das Bundeskriminalamt (Abteilung „Wir finden alles – außer die Betreiber“),
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die Kantonsstaatsanwaltschaft Zürich (neutral, aber effizient)
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sowie Europol (der internationale Club für digitale Aufräumarbeiten).
Was war cryptomixer.io überhaupt?
Ein sogenannter Bitcoin-Mixer, auch bekannt als der Thermomix für kriminelle Finanzströme. Nutzer konnten ihre Coins anonym in den Topf werfen, umrühren lassen – und als unschuldige, frisch „gewendete“ Einheiten wieder herausnehmen. Ideal, wenn man vermeiden möchte, dass jemand fragt: „Woher kommt eigentlich dieses schöne viele Geld?“
Das BKA nennt es nüchtern: „Ein beliebter Geldwäscheservice für die Underground Economy.“
Wir nennen es: Die Nespresso-Maschine des Darknets – Kapsel rein, Spuren weg, Krypto raus.
Wer steckt dahinter? Niemand. Wirklich.
Festnahmen? Fehlanzeige.
Identitäten der Betreiber? Mysteriöser als Satoshi Nakamoto im Tarnumhang.
Man hat bisher offenbar nur die Technik erwischt, aber wie wir wissen:
Server lassen sich abschalten – Menschen leider nicht so einfach.
Die Reaktionen: Stolz, aber vorsichtig euphorisch
„Ein relevanter Erfolg der Strafverfolgungsbehörden“, sagt Benjamin Krause von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Das klingt ungefähr so enthusiastisch wie:
„Wir haben den Stromzähler gefunden, aber das Licht ist noch an.“
BKA-Vizepräsidentin Martina Link betont: „Ein bedeutsamer Schritt gegen Online-Geldwäsche durch Krypto-Mixer.“
Klingt gut, bedeutet im Klartext: Ein Mixer ist kaputt, es bleiben noch 1.499 andere.
(Allein in China, wie das MIT kürzlich fröhlich meldete.)
Fazit der Operation:
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1 Krypto-Waschsalon geschlossen
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25 Mio. Euro eingesackt
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0 Festnahmen
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100 % Presseerfolg
Und in den dunklen Ecken des Internets wird wohl schon an „cryptomixer2.io“ gearbeitet.
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Die BKA Meldung:
Online-Geldwäschedienst „cryptomixer.io“ abgeschaltet
Der Vorwurf: gewerbsmäßige Geldwäsche sowie Betreiben einer kriminellen Handelsplattform im InternetMeldungen
Am Mittwoch den 26.11.2025, hat ein Internationales Ermittlerteam die kriminelle Handelsplattform „cryptomixer.io“ abgeschaltet und Kryptowährungen im Wert von rund 25 Millionen Euro beschlagnahmt.
Die Ermittlungen wurden gemeinsam von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) und der Kantonsstaatsanwaltschaft Zürich geleitet. Das BKA und Europol steuerten umfassende Expertise aus dem Phänomenbereich Cybercrime bei und bildeten ein gemeinsames Ermittlungsteam mit den federführenden eidgenössischen Behörden, der Stadtpolizei Zürich und der Kantonspolizei Zürich. Eurojust sowie US-amerikanische sowie weitere europäische Behörden waren ebenfalls in die Ermittlungen eingebunden.
Die in der Schweiz befindliche Serverinfrastruktur sowie mehrere Mailaccounts wurden beschlagnahmt. Zudem wurden umfassende Beweismittel von einem Filehosting-Dienst gesichert und der zugehörige Account deaktiviert. Die gewonnen Erkenntnisse werden auch zukünftig zur Aufklärung weiterer Cyberstraftaten beitragen.
Die Plattform Cryptomixer.io
„Cryptomixer.io“ galt als einer der größten Bitcoin-Mixer und hatte Umsätze in Milliardenhöhe, welche größtenteils kriminellen Ursprungs waren. Die seit 2016 aktive Plattform wurde hauptsächlich zur Verschleierung von Finanzströmen benutzt, da dort Kryptowährungen anonym ein- und ausgezahlt werden konnten und somit eine Rückverfolgbarkeit der Zahlungen gezielt erschwert wurde. Auch die absichtlich fehlenden Maßnahmen zur Identifikation von Kunden, machten cryptomixer.io zu einem beliebten Geldwäscheservice für die Underground Economy.
Die Strafverfolgungsbehörden haben im Zuge der Maßnahmen folgenden Sicherstellungshinweis veröffentlicht:
Quelle:BKA
Weitere Erfolge des BKA im Kampf gegen Cybercrime
Um der Cyberkriminalität nachhaltig zu begegnen, sind personelle Ermittlungen, also die Identifizierung und erfolgreiche Verfolgung von Straftätern, ein wichtiger und effektiver Ansatz. Da sich Cyberkriminelle jedoch oftmals im Ausland aufhalten und von einigen Ländern geduldet oder sogar geschützt werden, bleiben sie für die deutschen Strafverfolgungsbehörden oftmals unerreichbar. Daher sind die Maßnahmen ebenfalls darauf ausgerichtet, die technische Infrastruktur der Cyberkriminellen zu schwächen oder zu zerschlagen. Dieser Infrastrukturansatz ermöglichte bereits beträchtliche Erfolge im Vorgehen gegen die organisierte Cyberkriminalität. Daneben konnten der sogenannten Underground Economy im Zuge der Ermittlungen beträchtliche Finanzmittel entzogen werden. Außerdem wurden wiederholt IT-Systeme und Daten sichergestellt, die zu weiteren Ermittlungsansätzen geführt haben.
Der Erfolg der „Operation Endgame“ kann als bisher größter Schlag gegen weltweite Cybercrime-Akteure gewertet werden. Hierbei wirkten zahlreiche internationale Partner unter Federführung des BKA zusammen. Erst kürzlich konnte die Operation Endgame wieder Erfolge gegen Stealer und Remote-Access-Trojaner verzeichnen.
2025 konnten Strafverfolgungsbehörden etwa die Webseiten „nulled.to“ und „cracked.io“, die als Foren für Cybercrime-Dienstleistungen aufgebaut waren, vom Netz nehmen. Unter anderem konnten dort kriminelle Angebote wie DDoS-Attacken (Distributed-Denial of Service), Malware, Cracking- & Hackingtools oder Leaks geschaltet und abgerufen werden. Auch der Krypto-Swapping-Dienst „eXch“ konnte abgeschaltet werden. Und es konnte gegen die hacktivistische Gruppierung „NoName057(16) vorgegangen werden.
Im Jahr 2024 konnten 47 in Deutschland gehostete digitale Geldwechsel-Dienste, auch „Exchange Services“ genannt, die für kriminelle Zwecke genutzt wurden, abgeschaltet werden. Es handelte sich hier um Plattformen, auf denen herkömmliche Währungen und Kryptowährungen umgetauscht werden konnten.
Darüber hinaus haben zwei Festnahmen in Deutschland und die Abschaltung der Online-Plattform „Dstat.CC“ zur internationalen Operation „PowerOff“ beigetragen. Hierbei handelte es sich um eine zentrale Szeneplattform, die mit einer Auflistung und Bewertung von Stresser-Diensten u.a. das einfache und schnelle Durchführen von DDoS-Angriffen ermöglichte.
2023 ist es unter anderem gelungen, die Serverinfrastruktur des weltweit umsatzstärksten Krypto-Mixers im Darknet, ChipMixer, zu beschlagnahmen und damals umgerechnet rund 90 Millionen Euro sicherzustellen. Darüber hinaus wurde die Infrastruktur mehrerer krimineller Marktplätze beschlagnahmt – darunter Kingdom Market. Zudem konnte die Schadsoftware Qakbot in 2023 und Emotet in 2021 vom Netz genommen werden. Beide zählten zu den Top-Bedrohungen aus dem Cyberraum und verursachten weltweit Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro.
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