Till Lindemann, der Mann, der schon durch bloßes Atmen eine Debatte auslöst, will tatsächlich zum Leipziger Opernball kommen – und das reicht, um halb Leipzig in moralischen Ausnahmezustand zu versetzen.
Während David Garrett brav die Geige stimmt und die Ehrengäste ihre Pailletten zählen, steht auf dem Augustusplatz das Motto:
„Kein Ball für Täter!“
So weit, so erwartbar – schließlich wäre ein Opernball ohne Empörung ungefähr so spannend wie Sekt ohne Kohlensäure.
🎤 Zwischen Glitzer, Gegendemonstranten und Doppelmoral
Der 62-jährige Lindemann darf kommen, aber bitte nicht als Ehrengast, wie die Ballleitung hektisch klarstellt.
Nein, nein – er ist nur der Freund eines Sponsors, quasi der +1 mit Problemfaktor.
Und während draußen Parolen skandiert werden, gilt drinnen die Devise:
„Wir stehen für Vielfalt und Respekt – außer, wenn’s unpraktisch wird.“
Denn die Oper Leipzig betont zwar lautstark, dass sie gegen jede Form von Gewalt ist – hat aber ihre Räume vermietet, verdient also an dem Abend gleich doppelt: moralisch entrüstet und finanziell.
💃 Tanz der Tugendwächter
Man könnte fast meinen, der Augustusplatz sei die neue Bühne für ein gesellschaftliches Musical:
„Heuchelei – das Leipziger Sittenballett“.
Erster Akt: Empörung mit Chor der Aktivistinnen.
Zweiter Akt: Sponsoren-Gala im Dreivierteltakt.
Finale: Alle werfen mit moralischen Rosen – aber nur bis 22 Uhr, dann geht der Ball weiter.
🕺 Zwischen Shitstorm und Champagnerglas
Lindemann selbst sagt nichts, wie immer. Seine Fans stehen derweil geduldig in kilometerlangen Schlangen – nicht vor der Oper, sondern vor Autogrammstunden.
Die einen halten Plakate mit „Kein Ball für Täter!“, die anderen Schilder mit „Mehr Bass, weniger Moral!“.
⚖️ Und was bleibt?
Ein Stadtfest der Widersprüche:
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Draußen demonstriert man für Anstand.
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Drinnen feiert man mit Andalusien-Motto und Föhnfrisur.
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Und irgendwo dazwischen schwingt ein Sänger sein Glas und denkt sich:
„Schöner hätte ich meine PR-Tour nicht planen können.“
Vielleicht sollte man beim nächsten Opernball einfach ehrlich sein:
„Leipzig tanzt – zwischen Doppelmoral und Dessertwein.“
Oder um es mit Lindemanns Worten zu sagen:
„Ich liebe es, wenn alle schreien – Hauptsache, sie kommen.“
Was ist nur aus dem schönen Rechtsgrundsatz „im Zweifel für den Angeklagten “ geworden? Und hier war er ja nicht mal angeklagt sondern nur zweifelhaft beschuldigt.
Wer seine Musik und sein Gehabe nicht mag (wie ich übrigens), muss ja nicht zu seinen Konzerten gehen.
Mir geht diese ganze scheinheilige Dauerempörung auf die Nerven.