In den Supermärkten der USA macht sich Frust breit: Die Preise für Lebensmittel sind in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen – und viele Familien wissen nicht mehr, wie sie ihre wöchentlichen Einkäufe noch bezahlen sollen.
Jesi Aviles, fünffache Mutter aus North Carolina, bringt es auf den Punkt:
„Ich gehe nicht aus dem Laden, ohne 400 Dollar zu lassen.“
Noch vor zwei Jahren reichten ihr 200 Dollar pro Woche für die Ernährung ihrer siebenköpfigen Familie. Heute sind es 1.600 Dollar im Monat – fast doppelt so viel wie ihre Miete von 850 Dollar.
Und damit ist sie nicht allein.
Lebensmittelkosten steigen schneller als Einkommen
Seit der Pandemie sind die Preise für Grundnahrungsmittel wie Eier, Brot, Fleisch oder Milch deutlich gestiegen. Zwar hat sich die Inflation insgesamt etwas beruhigt, doch Lebensmittel kosten laut Datenanalyse fast 30 % mehr als noch vor sechs Jahren.
Besonders hart trifft es Familien mit niedrigerem Einkommen. Auch wenn die Löhne in manchen Branchen gestiegen sind, haben Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Miete und Kinderbetreuung die Zuwächse meist aufgefressen.
Was kostet der Einkauf wirklich?
USA TODAY hat deshalb ein digitales Werkzeug entwickelt: einen interaktiven Preis-Tracker, der aktuelle Lebensmittelpreise (vor allem bei Walmart) in Echtzeit anzeigt und regionale Vergleiche erlaubt. Nutzer können einen virtuellen Einkaufskorb zusammenstellen und beobachten, wie sich die Preise Woche für Woche entwickeln.
Laut Ricky Volpe, Professor für Agrarökonomie an der California Polytechnic State University, sind Walmart-Preise ein guter Indikator für die Gesamtentwicklung, da der Konzern Preisaktionen seltener einsetzt als andere Supermärkte.
Protein als Luxusgut
Daniel Petcash, ehemaliger College-Basketballspieler und heute Ernährungstrainer in Florida, merkt es besonders beim Fleischkauf.
Er isst täglich sechs Eier und ein Pfund Rindfleisch. Vor drei Jahren zahlte er rund 1,13 Dollar pro Dutzend Eier, dieses Jahr waren es zwischenzeitlich 5 Dollar – wegen der Vogelgrippe. Inzwischen liegt der Preis wieder bei 2 Dollar, aber günstig ist das nicht.
„Ich arbeite nur, um Essen zu kaufen“
Autumn Robeson, Mutter von drei Kindern aus Texas, hat einen Vollzeitjob als Phlebotomistin – aber nicht, um Miete oder Strom zu zahlen.
„Mein kompletter Lohn geht für Lebensmittel drauf. Mein Mann bezahlt den Rest.“
Ihr monatlicher Lebensmitteleinkauf stieg von 400 auf 1.200 Dollar – fast so viel wie die Hypothek. Sie spart, wo sie kann: Statt Markenprodukte gibt es Hausmarken, statt Hot Pockets eben „Great Value“-Snacks.
Doch auch deren Preise steigen: Eine 12er-Packung Limonade von Walmart kostete früher 2,50 Dollar, heute 5 Dollar.
Einkaufen als Social-Media-Business
Viele Familien nutzen TikTok & Co., um ihren Alltag mit steigenden Lebensmittelpreisen zu dokumentieren – und verdienen damit sogar Geld.
Jesi Aviles etwa hat unter dem Namen „Mama J Rae“ über 1 Million Follower. Ihre Videos zeigen volle Einkaufswagen, Mahlzeiten und Spartipps. Einnahmen aus Markenkooperationen helfen, die hohen Lebensmittelpreise abzufedern.
Wird es je wieder billiger?
Kurz gesagt: Nein. Experten gehen nicht davon aus, dass Lebensmittelpreise wieder auf Vorkrisen-Niveau sinken. Stattdessen erwarten sie weiterhin langsame, aber stetige Preissteigerungen – zusätzlich beeinflusst durch:
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Zölle auf Importwaren unter der Trump-Regierung
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Wetterextreme wie Dürre oder Überschwemmungen
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Tierseuchen wie die Vogelgrippe
Melkon Khosrovian, Inhaber einer Destillerie in Kalifornien, sagt:
„Unsere Mitarbeiter dachten, andere Länder zahlen die Zölle. Wir mussten ihnen sagen: Nein, wir bekommen die Rechnung – und sie ist hoch.“
Fazit: Mehr sparen, öfter einkaufen, weniger Qualität
Laut Prof. Joseph Balagtas von der Purdue University zeigen Studien, dass Konsumenten inzwischen häufiger zu günstigen Fleischsorten, Eigenmarken und Coupons greifen – und öfter einkaufen, um Sonderangebote zu nutzen.
Für Familien wie die von Robeson oder Aviles bleibt die Lage angespannt – und viele fragen sich:
„Wie lange können wir das noch durchhalten?“
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