Mehr als zwei Jahrzehnte nach einem folgenschweren Fehler in einem Krankenhaus erhält eine Spanierin eine hohe Entschädigung. Das Oberlandesgericht La Rioja hat entschieden, dass der regionale Gesundheitsdienst der nordspanischen Region La Rioja der Frau knapp eine Million Euro Schadenersatz zahlen muss. Hintergrund ist ein dramatischer Irrtum: Die Klägerin war als Baby im Jahr 2002 vertauscht worden.
Der Fehler blieb über Jahre unentdeckt und prägte das gesamte Leben der Betroffenen. Erst viele Jahre später kam die Wahrheit ans Licht – ausgelöst durch einen DNA-Test, den eines der beiden Mädchen aus privaten Gründen durchführen ließ. Das Testergebnis machte deutlich, dass beide Frauen nicht in ihren biologischen Familien aufgewachsen waren.
Gericht erkennt schweren immateriellen Schaden an
Nach Auffassung des Gerichts handelt es sich um einen besonders gravierenden Fall von immateriellem Schaden. Die Klägerin habe nicht nur ihre biologische Herkunft verloren, sondern auch familiäre Bindungen, Identität und Lebensgeschichte seien unwiederbringlich verfälscht worden. Diese Belastung wirke bis heute fort und rechtfertige eine außergewöhnlich hohe Entschädigungssumme.
Zahlen soll den Betrag der öffentliche Gesundheitsdienst der Region, der für das Krankenhaus verantwortlich war, in dem die Vertauschung geschah. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig: Der Gesundheitsdienst kann Rechtsmittel einlegen.
Zweite Betroffene fordert ebenfalls Entschädigung
Der Fall ist damit noch nicht abgeschlossen. Auch die zweite vertauschte Frau hat inzwischen Klage eingereicht und fordert ebenfalls Schadenersatz. Ihr Verfahren ist noch anhängig. Beobachter gehen davon aus, dass das aktuelle Urteil Signalwirkung haben könnte – sowohl für die Höhe möglicher Entschädigungen als auch für die Bewertung vergleichbarer Fälle.
Ein Fehler mit lebenslangen Konsequenzen
Der Fall zeigt eindrücklich, welche langfristigen Folgen medizinische Organisationsfehler haben können. Was als Verwechslung im Kreißsaal begann, führte zu jahrzehntelangen falschen Lebenswegen für zwei Menschen und ihre Familien. Das Gericht machte deutlich, dass solche Eingriffe in die persönliche Identität besonders schwer wiegen – und auch nach vielen Jahren noch rechtlich aufgearbeitet werden können.
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