Großbritannien hat ein neues Strandproblem – und nein, diesmal sind es nicht betrunken grölende Touristen in Flip-Flops, sondern Millionen schwarzer Mikroplastikkügelchen, die sich ihren Weg an die Küsten bahnen.
Die kleinen Kunststoffperlen, liebevoll auch „Pellets der Apokalypse“ genannt, wurden in den letzten Tagen an mehreren Stränden im Süden Englands angespült – darunter auch der sonst so malerische Camber Sands, der nun aussieht wie eine Mischung aus Nordsee und LEGO-Fabrik.
Southern Water: Sorry, der Filter war wohl beleidigt
Verursacher ist offenbar das private Abwasserunternehmen Southern Water, das seine Aufgabe – nämlich Wasser zu reinigen – kurzerhand ins Gegenteil verkehrt hat. Statt sauberem Wasser gab’s also einen Gratis-Sondermüllexport direkt ins Meer.
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Pellets aus unserer Kläranlage in Eastbourne stammen“, teilte das Unternehmen mit, vermutlich während es versuchte, das Wort „verantwortungsvoll“ aus dem Firmenleitbild zu streichen. Schuld war, so Southern Water, ein defekter Filter – offenbar überfordert von ein bisschen Regen. Großbritannien, wohlgemerkt.
Winzig, giftig, praktisch: Das perfekte Strand-Souvenir
Die Kügelchen sind nur wenige Millimeter groß, aber dafür umso hartnäckiger: Vermischt mit Sand und Algen lassen sie sich so gut wie nicht entfernen – außer natürlich von Möwen, Fischen und anderen Meeresbewohnern, die sie irrtümlich für Futter halten. Eine Win-win-Situation – für die Plastikindustrie.
Umweltschützer schlagen Alarm. Andy Dinsdale von der Organisation Strandliners spricht von „Millionen“ der Kügelchen. Der Ausdruck „badet in Plastik“ bekommt so eine ganz neue Bedeutung.
Und was macht Southern Water jetzt?
Man prüft natürlich – intern. Eine externe Entschuldigung wird offenbar von denselben Filtern zurückgehalten, die auch die Pellets durchgelassen haben. Aufräumaktionen? Kompliziert. Verantwortung? Unklar. Transparenz? Trüb.
Fazit:
Englands Strände haben einen neuen Look – nachhaltig unnachhaltig. Wer diesen Sommer am Ärmelkanal barfuß läuft, darf sich auf ein sinnliches Erlebnis freuen: zwischen Sand, Muscheln und Mikroplastik spürt man wieder richtig, wie nah sich Natur und Industrieversagen sein können.
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