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Kubas Regimekritiker José Daniel Ferrer darf in die USA ausreisen – ein symbolischer Schritt mit politischem Kalkül

gabrielmbulla (CC0), Pixabay
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Nach Jahren in Haft hat die kubanische Regierung den bekannten Dissidenten José Daniel Ferrer freigelassen und in die USA ausreisen lassen. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern landete der 52-Jährige am Montag in Miami, wo ihn Mitglieder der kubanischen Exilgemeinde mit Beifall empfingen.

Ferrer war einer der prominentesten Gegner des kommunistischen Einparteienstaates und galt seit seiner Verhaftung 2021 als Symbol für den Widerstand gegen das Regime von Präsident Miguel Díaz-Canel. Internationale Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch hatten seine sofortige Freilassung gefordert und seine Inhaftierung als politisch motiviert bezeichnet.

In einer ersten Stellungnahme erklärte Ferrer: „Ich verlasse Kuba nicht als freier Mann, sondern als Exilant, dem keine andere Wahl blieb. Die Diktatur wollte mich zum Schweigen bringen – sie hat nur meine Stimme verstärkt.“ Seine Worte fanden in der Exilgemeinde in Florida großen Widerhall.

US-Außenminister Marco Rubio schrieb auf X (vormals Twitter):

„Willkommen in der Freiheit. Nach Jahren der Unterdrückung, Folter und Misshandlung durch das kubanische Regime sind Ferrer und seine Familie nun in Sicherheit.“

Rubio, dessen Eltern selbst aus Kuba stammen, lobte Ferrer als „Mann von Mut und Überzeugung“, der trotz jahrelanger Gefängnishaft nie von seinem Engagement für Demokratie abgewichen sei.

Politische Hintergründe und Timing

Beobachter sehen in der Freilassung Ferrers ein politisches Manöver Havannas. Kuba steht wirtschaftlich unter Druck: Die Inflation, ein Mangel an Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie anhaltende Stromausfälle haben die Bevölkerung zermürbt. Zugleich wächst der diplomatische Druck – insbesondere aus Washington, das seit Monaten auf Verbesserungen der Menschenrechtslage drängt.

Nach Einschätzung des kubanisch-amerikanischen Politologen Ricardo Herrero sei Ferrers Freilassung „kein humanitärer Akt, sondern ein taktischer Zug“. Damit wolle die Regierung zeigen, dass sie „dialogbereit“ sei – in der Hoffnung auf Lockerungen der US-Sanktionen.

Symbol für den Widerstand

José Daniel Ferrer war bereits 2003 während des sogenannten „Schwarzen Frühlings“ verhaftet und zu 25 Jahren Haft verurteilt worden. Nach internationalem Druck kam er 2011 frei, engagierte sich jedoch weiterhin offen gegen das Regime. Seine Bewegung UNPACU wurde zu einer der aktivsten oppositionellen Gruppen auf der Insel.

Während der landesweiten Proteste im Juli 2021 gegen Mangelwirtschaft und politische Unterdrückung war Ferrer erneut festgenommen worden – diesmal unter dem Vorwurf, „die öffentliche Ordnung zu stören“. Seitdem saß er unter teils unmenschlichen Haftbedingungen im Gefängnis von Santiago de Cuba.

Reaktionen in Kuba

In den sozialen Medien feiern Oppositionelle und Aktivisten Ferrers Ausreise als Sieg der internationalen Solidarität – zugleich aber auch als Verlust für die Opposition im Land. „Jeder, der das Land verlässt, schwächt die Bewegung im Innern“, schrieb eine Journalistin des regierungskritischen Portals 14ymedio.

Die kubanische Regierung selbst schweigt. Staatsnahe Medien berichteten lediglich knapp, Ferrer sei „im Rahmen einer Neuordnung diplomatischer Beziehungen“ ausgereist – eine Formulierung, die darauf hinweist, dass Havanna den Vorgang nicht als Zugeständnis an die USA verstanden wissen will.

Ein Hoffnungsschimmer mit Einschränkung

Während viele Exil-Kubaner in Miami den Schritt als „Lichtblick“ sehen, mahnen Beobachter zur Vorsicht: „Das ist kein Zeichen politischer Öffnung, sondern Teil eines alten Musters“, sagt der Historiker Carmelo Mesa-Lago. „Kuba lässt Dissidenten lieber gehen, als sie im Land reden zu lassen.“

Ferrer selbst scheint sich dieser Realität bewusst zu sein. In einem Interview nach seiner Ankunft sagte er:

„Ich habe meine Zelle hinter mir gelassen, aber das kubanische Volk bleibt gefangen. Mein Kampf geht weiter – nur jetzt von außen.“

Damit ist klar: Auch jenseits der Gefängnismauern bleibt José Daniel Ferrer das, was das Regime in Havanna am meisten fürchtet – eine Stimme, die nicht verstummt.

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