In den Vereinigten Staaten stehen Tausende ausländisch geborene Geistliche – darunter Priester, Pastoren, Imame, Rabbiner und weitere religiöse Mitarbeiter – vor der Ausweisung, weil sich die Bearbeitung ihrer Aufenthaltsgenehmigungen massiv verzögert hat.
Was ist passiert?
Anfang 2023 änderte das US-Außenministerium die Handhabung von Green-Card-Anträgen für religiöse Arbeitskräfte (EB-4-Visum). Diese wurden nun mit Anträgen von minderjährigen, schutzbedürftigen Migranten in einen Topf geworfen – ohne die Zahl verfügbarer Visa zu erhöhen.
Dadurch ist ein enormer Rückstau entstanden:
Wartedauer für eine Green Card: jetzt 10–15 Jahre (statt zuvor etwa 1 Jahr).
Wer die Fünfjahresgrenze des ursprünglichen R-1-Visums erreicht, muss das Land verlassen, bevor eine neue Einreise oder ein Antrag möglich ist.
Dramatische Folgen für Gemeinden
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Viele Pfarrer und Priester müssen ihre Gemeinden verlassen – teils abrupt.
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Auch in der Seelsorge für Militär, Gefängnisse und Hospize entstehen Versorgungslücken.
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Besonders betroffen: Gemeinden mit großem Anteil an Immigranten oder in ländlichen Regionen.
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Ein Beispiel: In Florida wurde der kanadische Priester Ryan Cook zur Ausreise gezwungen – zum Entsetzen seiner Gemeinde.
Die katholische Bischofskonferenz warnt:
„Wenn diese Krise nicht gelöst wird, können viele Gläubige in den USA ihren Glauben nicht mehr wie gewohnt praktizieren.“
Politische Reaktion: Gesetzesinitiative mit breiter Unterstützung
Ein parteiübergreifender Gesetzentwurf namens Religious Workforce Protection Act soll Abhilfe schaffen:
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Geistliche dürften solange in den USA bleiben, bis ihre Green-Card-Anträge bearbeitet sind.
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Das Visum könnte in dreijährigen Intervallen verlängert werden.
Unterstützer:
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Katholische Kirche, evangelikale Gruppen, jüdische und muslimische Organisationen, Hindu American Foundation
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Eingebracht von Senator Tim Kaine (Demokrat, Virginia) und Senatorin Susan Collins (Republikanerin, Maine)
Widerhall in den Gemeinden: Angst, Unsicherheit – und Vorsicht
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Viele Bistümer und Diözesen berichten von drohenden Verlusten religiöser Arbeitskräfte.
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Einige, wie die Diözese von Central Florida, stellen vorübergehend keine ausländischen Geistlichen mehr ein.
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Gemeinden beklagen fehlende Kontinuität, gebrochene Beziehungen und die Notwendigkeit, ungeplant neue Seelsorger zu suchen.
„Es geht nicht nur um den Priester – es geht um die Hunderte Menschen, die er begleitet“, so ein Kirchenleiter aus Florida.
Fakten & Zahlen
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Ca. 24 % der katholischen Priester in den USA sind aus dem Ausland.
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Rund 30 % der 150.000 offenen EB-4-Anträge stammen von religiösen Arbeitskräften.
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Einige Diözesen rechnen mit dem Verlust von bis zu 10 religiösen Mitarbeitern innerhalb eines Jahres.
Fazit
Die derzeitige Visa-Regelung für ausländische Geistliche bringt nicht nur Menschen in persönliche Not, sondern hat tiefgreifende Auswirkungen auf religiöse Gemeinschaften und deren seelsorgerische Versorgung in den USA. Der geplante Gesetzesentwurf ist eine seltene parteiübergreifende Initiative, die auf breite Unterstützung trifft – aber noch nicht verabschiedet ist.
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