Im Korruptionsprozess gegen zwei Streifenpolizisten aus Hannover sind die Plädoyers der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung gehalten worden. Den Beamten wird vorgeworfen, über Jahre hinweg Drogendealer in der Innenstadt erpresst und dabei erhebliche Geldsummen kassiert zu haben. Der Fall sorgt seit Monaten für Schlagzeilen, weil er das Vertrauen in die Polizei auf eine harte Probe stellt.
Die Vorwürfe im Detail
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sollen die Polizisten bei Kontrollen in Hannovers Innenstadt wiederholt auf bekannte Dealer zugegangen sein. Anstatt diese konsequent wegen Drogenhandels anzuzeigen, sollen sie Bargeld gefordert haben – angeblich teils mehrere Hundert Euro pro Fall. Im Gegenzug hätten sie die Betroffenen gewähren lassen oder Beweise zurückgehalten.
Die Anklage spricht von einem „klaren Muster systematischer Erpressung“, das sich über mehrere Jahre hinweg entwickelt habe.
Zeugenaussagen und Beweislage
Im Prozess traten mehrere Zeugen aus dem Drogenmilieu auf, die die Vorwürfe bestätigten. Sie schilderten, dass es für sie ein „offenes Geheimnis“ gewesen sei, dass bestimmte Polizisten gegen Geldzahlungen ein Auge zudrückten. Teilweise sollen die Beamten sogar selbst die Höhe der Summen festgelegt haben.
Die Verteidigung versucht hingegen, die Glaubwürdigkeit dieser Aussagen zu erschüttern. Sie argumentiert, dass es sich um belastete Personen handle, die eigene Vorteile suchten oder sich für frühere Kontrollen rächen wollten. Zudem gebe es keine stichhaltigen Beweise in Form von Aufzeichnungen oder Videoaufnahmen.
Forderungen im Plädoyer
Die Staatsanwaltschaft sieht die Vorwürfe als erwiesen an und beantragte mehrjährige Freiheitsstrafen ohne Bewährung. Das Verhalten der Polizisten sei ein schwerer Vertrauensbruch und habe das Ansehen der gesamten Polizei geschädigt.
Die Verteidigung hingegen plädierte auf Freispruch beziehungsweise eine deutliche Strafmilderung. Sie bezeichnete die Anschuldigungen als „haltlos“ und sprach von einer „Kampagne“ gegen die beiden Beamten.
Brisanz des Falls
Der Prozess hat in Hannover große Aufmerksamkeit erregt. Viele Bürgerinnen und Bürger stellen sich die Frage, wie solche mutmaßlichen Machenschaften über Jahre hinweg unentdeckt bleiben konnten. Vertreter der Polizei betonen, dass es sich um einen Einzelfall handele und dass interne Kontrollmechanismen gegriffen hätten. Gleichwohl steht die Institution Polizei unter Druck, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Ausblick
Das Landgericht Hannover will sein Urteil in den kommenden Tagen verkünden. Je nachdem, wie streng die Richter die Vorwürfe werten, könnten die beiden Polizisten nicht nur ihre Ämter verlieren, sondern auch mit hohen Freiheitsstrafen rechnen. Für die Polizei Hannover wäre ein Schuldspruch ein schwerer Imageschaden – ein Freispruch wiederum würde viele Fragen über die Ermittlungen und die Glaubwürdigkeit der Zeugen offenlassen.
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