Innsbruck, Gerichtssaal mit Drama-Potenzial – Die große Tragikomödie rund um die Familie Benko Privatstiftung geht in die nächste Runde. Oder besser gesagt: in die nächste nicht medienöffentliche Prüfungstagsatzung – ganz ohne Kameras, aber mit dem gewohnten finanziellen Unterhaltungswert.
Am Mittwoch wurden dort in rekordverdächtigen 20 Minuten weitere 80 Millionen Euro an Forderungen von Gläubigern anerkannt. Applaus für die Masse, pardon, für den Masseverwalter, der sie ohne großes Drama durchwinkte.
Die große Summe wächst – aber nicht für Sie
Zur Erinnerung: Bei der ersten Verhandlung im Mai 2024 standen sagenhafte 2,3 Milliarden Euro an Forderungen im Raum – anerkannt wurden davon zunächst aber nur 50 Millionen. Nun gesellen sich also 80 Millionen hinzu. Macht zusammen stolze 130,6 Millionen Euro – also etwa 5,5 % der Gesamtforderung. Man könnte sagen: Immerhin etwas. Man könnte aber auch sagen: Ein gut gemeintes Trinkgeld im milliardenschweren Desaster.
Die Gläubiger? Natürlich Signa selbst. Wer sonst?
Die beiden neuen Super-Gläubiger sind… Trommelwirbel… Tochterfirmen der Signa-Gruppe. Also intern streng genommen eher ein Familiengespräch als ein Insolvenzverfahren. Die jeweiligen Insolvenzverwalter dieser Töchter hatten offenbar die Muße (und die Zahlen), ihre Forderungen sauber einzureichen – und wurden prompt erhört.
Drei Millionen Euro für alle – wenn’s gut läuft
Und was springt am Ende für die restlichen Gläubiger raus? Laut KSV1870 wohl so rund drei Millionen Euro – wohlgemerkt im Best-Case-Szenario. Also: Wenn das Universum mitspielt, das Schiedsgericht in der Schweiz einen guten Tag hat und niemand versehentlich den letzten Aktenschrank verpfändet.
Die große Geldwanderung – von Stiftung zu Benko
Zwischenzeitlich wurde auch bekannt, dass es innerhalb des Signa-Universums zu finanzpolitischen Kurztrips von Millionenbeträgen kam. Aus der Stiftung heraus, in Richtung Signa-Gesellschaften und gelegentlich auch direkt zu René Benko persönlich. Eine Art Geldkarussell mit VIP-Lounge. Ob mit Vertrag oder ohne? Tja, bei manchen Überweisungen fehlte wohl der passende Titel. Aber: Wer braucht schon Bürokratie, wenn man Vertrauen hat – oder wenigstens Tempo?
Die Insolvenzverwalter sehen das allerdings weniger romantisch. Sie möchten das Geld zurück – man kennt das ja von verlorenen Regenschirmen, nur mit ein paar Nullen mehr.
Steuervermeidung à la Signa
Ein weiteres Highlight der Konstruktion: Die Stiftung hielt genau 10,1 % an der mittlerweile ebenfalls insolventen Signa Holding GmbH. Warum genau 10,1 %? Ganz einfach: Mit dieser Beteiligung konnte man sich elegant um die leidige Grunderwerbsteuer in Österreich und Deutschland herumschlängeln. Steuerlich klug, wirtschaftlich… sagen wir mal: begrenzt nachhaltig.
Fazit:
In der Insolvenzoper „Benko Privatstiftung“ wurde nun der nächste Akt eingeläutet. Neue Millionenforderungen wurden anerkannt, alte Geldflüsse aufgedeckt, und das große Ziel – irgendwas für irgendwen rauszuholen – bleibt in weiter Ferne. Immerhin: Der Spielplan ist noch lange nicht zu Ende, und es bleibt spannend, wer am Ende den Applaus bekommt – und wer die Rechnung.
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