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Kommentar: Wenn Macht Geschichte vergisst – Donald Trumps Umbau des Weißen Hauses ist ein Angriff auf das kulturelle Gedächtnis

geralt (CC0), Pixabay
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Ich hatte das große Privileg, viele meiner prägenden Jahre im Weißen Haus zu verbringen. Doch obwohl es mein Zuhause war, war es nie „mein Haus“. Das Weiße Haus gehört dem amerikanischen Volk – deshalb nennen wir es „The People’s House“. Daran habe ich mich immer erinnert.

Ich erinnere mich an Spiele im Wohnbereich, an leises Tanzen vor verschlossenen Türen während offizieller Staatsdinner und an freundliche Gespräche mit dem Personal. Und ich erinnere mich an die Führung durch Barbara Bush, als meine Mutter und ich als künftige Bewohnerinnen das Haus zum ersten Mal betraten. Acht Jahre später gaben wir die Führung an ihre Familie weiter.

Alle Präsidenten hinterlassen Spuren im Weißen Haus. Theodore Roosevelt baute den heutigen Westflügel, William Howard Taft das Oval Office. Franklin D. Roosevelt schuf den Ostflügel und ließ ein Schwimmbecken installieren – das Richard Nixon später in einen Presseraum umfunktionierte. Jackie Kennedy renovierte mit großer Sensibilität die historischen Salons, meine Mutter brachte erstmals zeitgenössische Kunst ins Haus. Michelle Obama pflanzte einen Gemüsegarten. Melania Trump ließ den Rosengarten neu gestalten.

Doch was derzeit geschieht, ist anders – und zutiefst beunruhigend.

Mitten in der Vorbereitung auf den 250. Geburtstag der Vereinigten Staaten wird das 225 Jahre alte Weiße Haus radikal verändert: Der Ostflügel wird abgerissen, um Platz für einen neuen Ballsaal zu schaffen. Private Spenden finanzieren das Projekt, aber es fehlt ein entscheidender Bestandteil: Transparenz.

Weder Historiker noch Denkmalschützer scheinen in die Entscheidung eingebunden gewesen zu sein. Wenn Jackie Kennedy das Weiße Haus gestaltete, tat sie dies in enger Abstimmung mit Expert*innen – und legte so den Grundstein für die Gründung der White House Historical Association. Heute fehlt diese Umsicht.

Der Rosengarten, einst Bühne für die Unterzeichnung historischer Gesetze wie dem Americans with Disabilities Act oder für den Empfang internationaler Staatsgäste, ist nun ein steinernes Symbol des Umbruchs geworden. Die Zerstörung des Ostflügels signalisiert mehr als nur architektonischen Wandel – sie steht sinnbildlich für eine politische Haltung, die Geschichte nicht bewahren, sondern überschreiben will.

Natürlich hat jeder Präsident das Recht, Änderungen vorzunehmen. Aber Verantwortung ist mehr als Autorität. Es geht um Bewahrung, um den respektvollen Umgang mit einem Ort, der als Spiegel unserer Demokratie dient. Die Menschen, die im Weißen Haus arbeiten – Gärtner, Köche, Elektriker, Historiker – verbringen oft Jahrzehnte dort. Ihre Kontinuität überdauert jede Präsidentschaft.

Trumps Umbau reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung: das bewusste Verdrängen und Umdeuten amerikanischer Geschichte. Berichte belegen, dass in seiner Regierung Museumsinhalte zensiert, Webseiten über Frauenrechte, LGBTQ+-Themen oder die Geschichte der Sklaverei bereinigt wurden – bis hin zur peinlichen Löschung des Wortes „gay“ im Zusammenhang mit dem Flugzeug „Enola Gay“, das 1945 die Atombombe über Hiroshima abwarf.

Dies alles ist kein Zufall, sondern Ausdruck einer Geisteshaltung: Wenn Macht ihren Sinn vergisst, werden demokratische Institutionen, Erinnerungen und Werte zu bloßem Stein, bereit für den Abriss.

Das Weiße Haus ist nicht groß, weil es sich verändert – es ist groß, weil es Erinnerung trägt. Unsere Stärke als Nation kommt nicht aus dem Vergessen, sondern aus dem Bewusstsein unserer Geschichte. Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann eine gerechte Zukunft gestalten – auch und gerade in den Mauern des People’s House.

 

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