Van der Bellen bleibt daheim – die COP30 in Brasilien muss ohne Österreichs Präsident auskommen. Grund? Budgetdisziplin. Oder sagen wir es, wie es ist: Klimaschutz ist wichtig, aber nicht so wichtig, dass man dafür im Amazonas im Zelt schlafen will.
Alexander Van der Bellen, bekennender Klimapräsident und erklärter Freund der Erde, wird im November lieber im klimatisierten Wiener Büro bleiben, während sich andere durch den Dschungel Brasiliens zur Weltklimakonferenz (COP30) schlagen – sofern sie überhaupt ein Bett finden.
Die Absage sei, so die Präsidentschaftskanzlei, ein Akt der Budgetkonsolidierung. Übersetzt: Die Reise wäre teurer geworden als ein kleiner Schulneubau im Burgenland.
Symbolik schön und gut, aber muss sie so viel kosten?
Dabei ist Belem, der Konferenzort, symbolisch natürlich großartig: Mitten im Regenwald, dort wo die Bäume noch stehen – zumindest bis zur Eröffnung der vierspurigen Autobahn zur Konferenzhalle. Doch das tropische Klima bringt nicht nur Hitze, sondern auch logistische Fieberträume: 50.000 Delegierte sollen kommen, aber es gibt nur 36.000 Betten. Der Rest darf sich kreativ betten – in Klassenzimmern, Bordellen und auf Kreuzfahrtschiffen.
Nicht nur die Unterkünfte sind knapp, auch die Preise lassen tief durchatmen – sofern die Luftverschmutzung das zulässt. Appartementpreise im sechsstelligen Bereich? Da kann selbst ein Präsident, der mit dem Rad zur Arbeit fährt (symbolisch, versteht sich), nicht mehr mithalten.
Totschnig opfert sich
Immerhin wird Umweltminister Norbert Totschnig Österreich vertreten – jemand muss schließlich das Selfie vor dem Amazonashintergrund machen. Schließlich sei es, so das Ministerium, „wichtiger denn je, ein Zeichen für Zusammenarbeit zu setzen“. Und das funktioniert offenbar auch dann, wenn der halbe Privatsektor schon abgesagt hat und die andere Hälfte nicht weiß, ob sie überhaupt untergebracht wird.
Klimagipfel auf der Autobahn
Kritiker sprechen derweil von verheerender Optik: Um die COP zu feiern, baut Brasilien erst mal eine Straße durch den Regenwald. Das ist so, als würde man für eine Anti-Raucher-Kampagne Zigaretten verteilen – charmant, aber irgendwie kontraproduktiv.
Fazit: Der Wille ist da – das WLAN nicht
Der Plan, den Klimawandel direkt am Ort des Geschehens zu verhandeln, war mutig. Vielleicht zu mutig. Belem als Gastgeberstadt mag ein starkes Zeichen sein, doch aktuell droht die Konferenz unterzugehen – in Regen, Staub und Booking.com-Stornierungen.
Van der Bellens Entscheidung wirkt da weniger wie ein Rückzug als vielmehr wie gesunder Menschenverstand. Oder, wie ein Diplomat es vielleicht formulieren würde: klimapolitische Achtsamkeit mit haushalterischem Fokus.
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