Am Montag startet im brasilianischen Belem die 30. UNO-Weltklimakonferenz (COP30). Belem – das Tor zum Amazonas – ist ein symbolträchtiger Ort, schließlich kann man dort direkt sehen, wie der Planet schwitzt. Nach 30 Jahren Klimakonferenzen und zehn Jahren Pariser Klimaabkommen will man nun endlich vom Reden ins Handeln kommen. Das hat man allerdings auch schon 29 Mal zuvor gesagt – aber diesmal, ganz sicher, wird alles anders. Vielleicht.
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva zeigt sich jedenfalls kämpferisch: „Die Ära schöner Reden ist vorbei“, verkündete er. Ein mutiger Satz, mitten in einer Veranstaltung, die vor allem aus… schönen Reden besteht. Lula verspricht echte Verpflichtungen statt leerer Versprechungen – was ungefähr so klingt, als wolle jemand bei der nächsten Diät wirklich aufhören, Kuchen nur anzuschauen.
Vor 33 Jahren, beim legendären Erdgipfel in Rio, war die Welt schon einmal da, um die Erde zu retten. Damals hatte man noch Hoffnung, heute hat man immerhin Klimaziele. Und Klimaziele sind wie Neujahrsvorsätze: gut gemeint, selten erreicht.
Heiße Luft in Zahlen
2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, die 1,5-Grad-Grenze wurde erstmals überschritten – was die Konferenzteilnehmer diesmal besonders motiviert, noch ambitioniertere PowerPoint-Präsentationen zu erstellen. Die USA – zweitgrößter Verursacher von Treibhausgasen – haben vorsichtshalber gar keine hochrangigen Vertreter geschickt. Schließlich wäre es unangenehm, sich selbst beim CO₂-Ausstoß zu kritisieren.
EU und China reisen leicht – sehr leicht
Die EU und China wollen die Lücke füllen, die die USA hinterlassen haben – allerdings mit leerem Gepäck. Ihre Klimapläne, sogenannte NDCs, blieben hinter den Erwartungen zurück. Man könnte sagen: ambitionierte Ziele, aber ohne Mittel, ohne Plan und ohne Lust.
Laut UNO steuert die Erde aktuell auf 2,8 Grad Erwärmung zu – was immerhin das perfekte Klima für Espresso auf dem Balkon im Januar wäre.
Recht auf Gerechtigkeit – und ein bisschen Geld
Die Staaten des Globalen Südens fordern mehr Geld von den Industrieländern, die den Planeten in den letzten Jahrhunderten auf Touren gebracht haben. Verständlich: Wer das Haus angezündet hat, sollte beim Wiederaufbau wenigstens ein paar Eimer Wasser beisteuern. Doch auch hier hapert’s – Geld ist wie CO₂-Reduktion: alle reden darüber, keiner liefert.
Wald, Wohlstand und warme Worte
Lula will mit einem globalen Fonds zur Rettung der Tropenwälder Milliarden mobilisieren. Der „Tropical Forests Forever Fund“ klingt wie ein grüner Sparvertrag fürs gute Gewissen. Kritiker befürchten allerdings, dass der Fonds am Ende vor allem das Gewissen, weniger die Wälder rettet.
Dresscode: Tropische Verantwortung
Belem gilt als logistisch herausfordernd und klimatisch – sagen wir – authentisch. Deshalb empfiehlt Brasilien, diesmal auf Businesskleidung zu verzichten. Statt Anzug und Krawatte also „elegante Freizeitkleidung“ – perfekt, um mit hochgekrempelten Ärmeln symbolisch zu handeln, während die Klimaanlage auf Hochtouren läuft.
Fazit:
30 Jahre Klimakonferenzen, 50.000 Teilnehmer, unzählige Reden – aber noch immer dieselbe Hitze. Vielleicht wäre das konsequenteste Klimaschutzprogramm tatsächlich, einfach keine Klimakonferenzen mehr abzuhalten. Weniger Flüge, weniger CO₂, mehr Hoffnung. Oder wenigstens: mehr Ventilatoren in Belem.
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